News: Säulen der Schöpfung vom Winde verweht?
Die berühmten Staub- und Gassäulen, die das Hubble-Weltraumteleskop im Adlernebel fotografierte, gibt es vielleicht schon nicht mehr. Beobachtungen mit dem Spitzer-Teleskop legen nahe, dass in ihrer unmittelbaren Nähe eine Supernova explodiert ist. Ob deren Stoßwelle das Sternentstehungsgebiet tatsächlich zerstört hat, werden wir wegen der Lichtlaufzeit erst in 1000 Jahren erfahren.
Wer erinnert sich nicht daran? Im Jahr 1995 präsentierte uns das Hubbble-Weltraumteleskop ein Bild mit dem tiefsinnigen Namen »Die Säulen der Schöpfung«. Die drei säulenartigen Strukturen im Adlernebel zeigten eine faszinierende Dynamik. Man konnte fast dabei zusehen, wie neue Sterne entstehen, denn in den Spitzen der Säulen erkannte man Geburtsorte neuer Sterne. Das Bild ging durch alle Medien, zierte den Titel mehrerer Bücher und inspirierte den einen oder anderen sogar zum Astronomiestudium.
Doch alles hat ein Ende – auch diese Nebelformation ist nur eine Schöpfung auf Zeit. Schon seit langem sagen Astronomen voraus, dass eine Supernova die schönen Säulen zerstören wird. Genau das ist vielleicht schon geschehen.
Der Adlernebel liegt rund 7000 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schlange. Auf früheren Aufnahmen erschien das, was durch das Hubble-Teleskop als Säulen der Schöpfung bekannt wurde, wie die Schwingen eines aufsteigenden Adlers. Diese Formation gab dem Nebel seinen Namen. Gemeinsam mit dem Offenen Sternhaufen, der in ihn eingebettet ist, trägt er auch die Bezeichnung M 16.
Unter den zahlreichen jungen Sternen dort gibt es einige, die mehr als das Achtfache der Sonnenmasse in sich vereinigen. Derart massereiche Sterne verbrauchen ihren Brennstoffvorrat rasch und explodieren am Ende ihres kurzen Daseins als Supernova. Der zerberstende Stern schleudert seine Gasmassen mit Wucht davon. Die Gasschwaden breiten sich rasant aus und prallen mit allem zusammen, was sich in der Umgebung befindet. Die verschiedenen chemischen Elemente im Gas werden dabei angeregt und fangen an, in charakteristischen Farben zu leuchten. Zu den bekanntesten dieser sichtbaren Supernovaüberreste gehören der Krebsnebel im Sternbild Stier oder der Überrest der Supernova 1987 A in der Großen Magellanschen Wolke.
Im Bereich des Adlernebels gibt es rund zwanzig massereiche Sterne, die kurz vor der Explosion stehen. (Hier bedeutet »kurz« alles zwischen Stunden und Hunderten von Jahren.) Und als das Weltraumteleskop Spitzer nun das Areal im Infraroten untersuchte, zeigte sich ganz in der Nähe der »Säulen der Schöpfung« eine riesige Wolke aus heißem Gas und Staub, die offenbar die Explosionswolke einer Supernova ist (im Bild unten rot dargestellt). Demnach wäre eine dieser Zeitbomben bereits detoniert. Falls dies zutrifft, hätte vor 1000 bis 2000 Jahren wochenlang ein ungewöhnlich heller Stern am irdischen Himmel zu sehen gewesen sein müssen. (Vielleicht ein weiterer Kandidat für den »Stern von Bethlehem«?)
Zumindest scheinen andere Erklärungen für die heiße Wolke auszuscheiden. Staub leuchtet nur, wenn er durch etwas anderes geheizt wird, wie zum Beispiel von Sternen oder eben von einer Supernova. Im vorliegenden Fall können einfache Sterne die beobachtete Strahlung nicht erklären. Dafür zeigen sich genau jene Eigenschaften, wie man sie von Supernovaüberresten her kennt.
Kreislauf des Daseins
Die Forschergruppe um Nicolas Flagey vom Institut d’Astrophysique Spatiale in Orsay bei Paris, welche die Spitzer-Untersuchungen durchführte, vermutet nun, dass die heiße Gas- und Staubwolke bereits vor 6000 Jahren die Säulen erreicht und sie zumindest zum Teil weggeblasen hat. Da aber Licht aus dieser Entfernung 7000 Jahre braucht, um die Erde zu erreichen, wird man erst in etwa 1000 Jahren sehen können, ob das stimmt und was gegebenenfalls von den Säulen übrig geblieben ist.
Auf jeden Fall liefert der Spitzer-Befund ein schönes Beispiel für den Kreislauf des Daseins, den man nicht nur auf der Erde, sondern auch bei Sternen findet. Ein alter Stern, der sein Leben hinter sich hat, stirbt und schickt seine Hülle als eine Art Vermächtnis hinaus auf eine lange Reise durchs All. Diese trifft auf ein Sternentstehungsgebiet und wird zum Teil in neue Sterne integriert und zum Teil bläst es Hüllen um neue Sterne weg, um sie freizulegen. Der alte Stern ist somit Wiedergeborener, Geburtshelfer und Schöpfer eines neuen Kreislaufs.
Juliet Datson
Doch alles hat ein Ende – auch diese Nebelformation ist nur eine Schöpfung auf Zeit. Schon seit langem sagen Astronomen voraus, dass eine Supernova die schönen Säulen zerstören wird. Genau das ist vielleicht schon geschehen.
Der Adlernebel liegt rund 7000 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schlange. Auf früheren Aufnahmen erschien das, was durch das Hubble-Teleskop als Säulen der Schöpfung bekannt wurde, wie die Schwingen eines aufsteigenden Adlers. Diese Formation gab dem Nebel seinen Namen. Gemeinsam mit dem Offenen Sternhaufen, der in ihn eingebettet ist, trägt er auch die Bezeichnung M 16.
Unter den zahlreichen jungen Sternen dort gibt es einige, die mehr als das Achtfache der Sonnenmasse in sich vereinigen. Derart massereiche Sterne verbrauchen ihren Brennstoffvorrat rasch und explodieren am Ende ihres kurzen Daseins als Supernova. Der zerberstende Stern schleudert seine Gasmassen mit Wucht davon. Die Gasschwaden breiten sich rasant aus und prallen mit allem zusammen, was sich in der Umgebung befindet. Die verschiedenen chemischen Elemente im Gas werden dabei angeregt und fangen an, in charakteristischen Farben zu leuchten. Zu den bekanntesten dieser sichtbaren Supernovaüberreste gehören der Krebsnebel im Sternbild Stier oder der Überrest der Supernova 1987 A in der Großen Magellanschen Wolke.
Im Bereich des Adlernebels gibt es rund zwanzig massereiche Sterne, die kurz vor der Explosion stehen. (Hier bedeutet »kurz« alles zwischen Stunden und Hunderten von Jahren.) Und als das Weltraumteleskop Spitzer nun das Areal im Infraroten untersuchte, zeigte sich ganz in der Nähe der »Säulen der Schöpfung« eine riesige Wolke aus heißem Gas und Staub, die offenbar die Explosionswolke einer Supernova ist (im Bild unten rot dargestellt). Demnach wäre eine dieser Zeitbomben bereits detoniert. Falls dies zutrifft, hätte vor 1000 bis 2000 Jahren wochenlang ein ungewöhnlich heller Stern am irdischen Himmel zu sehen gewesen sein müssen. (Vielleicht ein weiterer Kandidat für den »Stern von Bethlehem«?)
Zumindest scheinen andere Erklärungen für die heiße Wolke auszuscheiden. Staub leuchtet nur, wenn er durch etwas anderes geheizt wird, wie zum Beispiel von Sternen oder eben von einer Supernova. Im vorliegenden Fall können einfache Sterne die beobachtete Strahlung nicht erklären. Dafür zeigen sich genau jene Eigenschaften, wie man sie von Supernovaüberresten her kennt.
Kreislauf des Daseins
Die Forschergruppe um Nicolas Flagey vom Institut d’Astrophysique Spatiale in Orsay bei Paris, welche die Spitzer-Untersuchungen durchführte, vermutet nun, dass die heiße Gas- und Staubwolke bereits vor 6000 Jahren die Säulen erreicht und sie zumindest zum Teil weggeblasen hat. Da aber Licht aus dieser Entfernung 7000 Jahre braucht, um die Erde zu erreichen, wird man erst in etwa 1000 Jahren sehen können, ob das stimmt und was gegebenenfalls von den Säulen übrig geblieben ist.
Auf jeden Fall liefert der Spitzer-Befund ein schönes Beispiel für den Kreislauf des Daseins, den man nicht nur auf der Erde, sondern auch bei Sternen findet. Ein alter Stern, der sein Leben hinter sich hat, stirbt und schickt seine Hülle als eine Art Vermächtnis hinaus auf eine lange Reise durchs All. Diese trifft auf ein Sternentstehungsgebiet und wird zum Teil in neue Sterne integriert und zum Teil bläst es Hüllen um neue Sterne weg, um sie freizulegen. Der alte Stern ist somit Wiedergeborener, Geburtshelfer und Schöpfer eines neuen Kreislaufs.
Juliet Datson
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