Insektenhygiene: Säure als Allzweckwaffe
Ameisen nutzen ihre Säure nicht nur gegen Fressfeinde, sondern sie reinigen damit auch ihre Brut – und sogar ihren Verdauungstrakt, wie Forscher um Simon Tragust von der Universität Halle-Wittenberg im Fachblatt »eLife« berichten. Immer wenn die Insekten fressen, nehmen sie anschließend von der eigenen Säure auf. Der Grund für dieses Verhalten sei, dass die Ameisen so Krankheitserreger in der Nahrung abtöten.
Bei ihren Forschungen vor allem an amerikanischen Holzameisen (Camponotus floridanus) fiel Tragust und seinem Team auf, dass die Tiere stets nach dem Trinken und Fressen ihren Hinterleib putzten. Dort befindet sich auch eine Drüse, die Säure produziert. In einer Reihe von Versuchen fanden die Forscher heraus, dass die Ameisen auf diese Weise von der eigenen Säure schluckten, um das aufgenommene Futter damit zu vermischen – und zwar im Kropf, dem »sozialen Magen« der Hautflügler. In diesem Teil des Darmtrakts können die Insekten Nahrung speichern und wieder an Artgenossen oder die Brut abgeben.
Wie sich in den Experimenten der Biologen zeigt, tötet die Säure etwaige Pilze und Bakterien in der Nahrung ab. Damit verringert sich das Krankheitsrisiko, und die Überlebenschancen der Tiere steigen, erklären die Forscher. Nicht nur für das einzelne Insekt, sondern auch für das gesamte Volk: Denn die Tiere reichen die im Kropf gespeicherte Nahrung auch untereinander weiter. Die Essenshygiene würde laut Tragust zudem erklären, warum im Verdauungssystem der Ameisen meist nur wenige und dann säureresistente Bakterien existieren.
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