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Paläontologie: Sahara beheimatete riesige Seeschlangen

Heute ist die Sahara eine Sand- und Geröllwüste. Doch früher durchzogen sie große Wasserstraßen - in denen eine besondere Tierwelt lebte.
Seeschlange (Symbolbild)

Wer heute vom Mittelmeer quer durch Afrika zum Golf von Guinea reist, kommt durch einige der trockensten Regionen der Erde und muss den größten Teil der Strecke an Land zurücklegen. Vor 55 bis 100 Millionen Jahren existierte hingegen ein durchgängiger Wasserweg zwischen dem Tethys-Meer im Norden und dem sich öffnenden Atlantik im Süden: der Trans-Sahara-Seeweg. Er war bis zu 50 Meter tief, bedeckte eine Fläche von 3000 Quadratkilometern – und beheimatete einige der größten Welse und Seeschlangen, die bislang in der Erdgeschichte bekannt wurden. Das schreiben Wissenschaftler um Maureen O'Leary im »Bulletin of the American Museum of Natural History«.

Die Region ähnelte demnach eher einem karibischen Inselparadies als der harschen Wüste von heute, so die Paläontologen: Die Küsten wurden von Mangroven gesäumt und von dichten Muschelbänken besiedelt. Dazwischen schwammen 1,6 Meter große Welse und meterlange Pflasterzahnfische, eine ausgestorbene Ordnung von Knochenfischen. Beherrscht wurden diese Ökosysteme von riesigen Seeschlangen – darunter die Art Palaeophis colossaeus, die mit einer Länge von 12,3 Metern die längste bisher bekannte Seeschlangenart darstellt – und Krokodilen, die aber auch immer wieder Opfer von Haiangriffen wurden. Davon zeugen zumindest entsprechende Bissspuren an Fossilien.

Die Zahl großer Arten lässt O'Leary und Co sogar spekulieren, ob hier ein Zentrum für Gigantismus vorhanden war: Spezies auf Inseln neigen dazu, entweder deutlich kleiner oder größer zu werden als Verwandte auf Kontinenten. Als Beispiele gelten die Zwergelefanten der Mittelmeerinseln oder die riesigen Moas und Elefantenvögel auf Neuseeland beziehungsweise Madagaskar. Womöglich bildeten sich im Seeweg immer wieder größere Wasserbecken, die von anderen getrennt waren, so dass sich die Lebewesen darin isoliert weiterentwickelten. Viele der Arten starben am Ende der Kreidezeit aus, andere überlebten jedoch die Folgen des Asteroideneinschlags vor 66 Millionen Jahren und lebten bis ins Eozän. Erst klimatische und geotektonische Umwälzungen zehn Millionen Jahre später beendeten die Existenz des Seewegs: Die Meeresspiegel sanken, so dass die Region trockenfiel.

Gegenüber dem »Guardian« berichtete die Paläontologin O'Leary auch über die Faszination und Schwierigkeiten, im nördlichen Mali nach Fossilien zu suchen. Dreimal bereisten sie und ihr Team die Region – 1999, 2003 und 2009 –, doch beim letzten Mal mussten sie vorzeitig abbrechen, weil sie telefonisch gewarnt wurden. Die Region entwickelte sich damals immer mehr zum Konfliktgebiet mit Tuareg-Rebellen und El-Kaida-Kämpfern. Seit 2012 kann das Forschungsgebiet praktisch nicht mehr betreten werden, was O'Leary angesichts des Fossilienreichtums sehr bedauert.

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