El Niño: Salz und Dürre bedrohen Vietnams Landwirtschaft
Die schlimmste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen vor 100 Jahren hat derzeit Vietnam im Griff – Fachleute befürchten, dass die außergewöhnliche Trockenheit die Versorgung mit Nahrungsmitteln beeinträchtigt. Nach einem aktuellen Bericht der Vereinten Nationen führt der Mekong, der bedeutendste Fluss des Landes, möglicherweise nur halb so viel Wasser wie um diese Jahreszeit üblich. Etwa einer Million Menschen mangelt es derzeit an sauberem Trinkwasser. Verantwortlich dafür ist die besonders starke El-Niño-Lage, die in Südasien typischerweise für hohe Temperaturen und Trockenheit sorgt. Bereits im Winter fiel in der Region weniger Regen, so dass ungewöhnlich wenig Grundwasser vorhanden ist. Meerwasser dringt deswegen weit ins Hinterland vor und versalzt den Boden. Außerdem verzögert das fehlende Frischwasser das Auspflanzen der Reissetzlinge, das jetzt eigentlich anstünde.
Auch unter normalen Umständen dringt Salzwasser aus dem Meer während der Trockenzeit ins Mekongdelta vor – doch in dieser Saison begann der Prozess schon etwa zwei Monate früher als sonst. Entsprechend groß sind die betroffenen Flächen: Bis in 90 Kilometer Entfernung von der Küste ist das Grundwasser nun salzig, 159 000 Hektar Reisfelder sind betroffen, eine weitere halbe Million Hektar könnte nach Angaben der Vereinten Nationen ebenfalls versalzen. Langfristig will die vietnamesische Regierung etwa 400 Millionen Dollar ins Wassermanagement des Mekongdeltas investieren, um die Auswirkungen von derartigen Dürren zu verringern. Neben der ungewöhnlichen Trockenheit sind jedoch vermutlich auch Staudämme am Oberlauf des Mekong und seinen Zuflüssen verantwortlich, die einen Teil des Flusswassers vor allem in China zurückhalten – ein ständiger Streitpunkt in Südostasien. Derzeit allerdings lässt China Wasser aus einer großen Talsperre ab, in der Hoffnung, dadurch die Probleme des Nachbarlandes zu lindern.
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