Mars: Salzwasser fließt am Kraterhang
Schon länger wird vermutet, dass auf dem Mars eine besondere Form von Oberflächenfeuchtigkeit zu beobachten ist: An manchen sonnenbeschienenen Kraterhängen scheinen während der warmen Jahreszeit stark salzhaltige Flüssigkeiten auszutreten und hangabwärts zu fließen. Dabei hinterlassen sie dunkle Linien in der Oberfläche, die im Lauf von Tagen oder Wochen verschwinden.
Diese so genannten Recurring Slope Lineae ("wiederkehrende Hangstriche", RSL) waren auf Bildern von Raumsonden zu sehen gewesen. Ihre Ursache war jedoch bislang nicht eindeutig geklärt, theoretisch könnten sie auch durch rieselnden Sand entstehen. Doch wie Forscher um Lujendra Ojha vom Georgia Institute of Technology in Atlanta nun berichten, ist dies wohl nicht der Fall. Stattdessen scheinen dort tatsächlich Salzlösungen auszutreten, die sich aus unterirdischen Reservoirs speisen.
Die Wissenschaftler kommen zu diesem Schluss nach der Analyse von Spektren, die das Instrument CRISM am Mars Reconnaissance Orbiter der NASA gewonnen hat. Bisher war die Auflösung solcher Geräte, die Aufschluss über die chemische Zusammensetzung einer abfotografierten Stelle geben, nicht hoch genug für die dünnen Striche. Ojha und Kollegen gelang es jedoch, entsprechende Informationen auf Ebene einzelner Pixel zu gewinnen. Demnach enthält der Marsboden im direkten Umfeld der RSLs mehr Salzminerale als in der weiteren Umgebung – mutmaßlich weil er dort von den Ausflüssen benetzt wurde.
Eigentlich kann sich flüssiges Wasser an der Oberfläche des Mars wegen dessen dünner Atmosphäre nicht lange halten – trotz Temperaturen unter dem Gefrierpunkt verdampft es sofort. Nur eine Flüssigkeit, die sehr viel Salz enthält, bleibt lange genug flüssig, um die meterlangen Spuren erzeugen zu können.
Seit den Anfangstagen der Marserkundung ist klar, dass es auf dem Mars nur noch ein Restvorkommen von Wasser gibt, das im Allgemeinen unterirdisch in Form von Eis vorliegt. In der Frühzeit des Roten Planeten dürfte es aber wesentlich mehr Wasser gegeben haben, das sogar Meere und große Flusssysteme gebildet haben könnte. Inwieweit dieses Szenario eines wasserreichen Mars jedoch tatsächlich zutrifft, ist nach wie vor umstritten.
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