Sars-CoV-2: Corona-Varianten bekommen neutrale Namen
Bestimmte Coronavirus-Varianten werden umbenannt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt ab sofort auf neutrale Namen, um zu verhindern, dass die Varianten nach den Ländern benannt werden, in denen sie zuerst entdeckt wurden. »Das ist stigmatisierend und diskriminierend«, teilte die WHO am Montagabend mit. Sie nimmt nun Buchstaben des griechischen Alphabets für die Bezeichnung der Corona-Varianten, die sie als »Besorgnis erregend« (VOC) oder »Varianten von Interesse« (VOI) einstuft.
So heißt die zuerst in Großbritannien aufgetauchte Variante B.1.1.7 nun Alpha. Die in Südafrika entdeckte Variante B.1.351 wird zu Beta, die in Brasilien nachgewiesene Variante P.1 wird Gamma und die zunächst in Indien gefundene Variante B.1.617.2 Delta. Die Variante, die jüngst in Vietnam entdeckt wurde, stand bis Dienstag nicht auf der WHO-Liste.
Die WHO betont, dass die wissenschaftlichen Bezeichnungen bestehen bleiben, weil sie Forschenden wichtige Informationen liefern. Sie seien aber schwer zu merken, und deshalb habe sich die Angewohnheit verbreitet, die Varianten nach ihren Ursprungsorten zu benennen. »Um das zu verhindern und um die öffentliche Kommunikation zu vereinfachen, empfiehlt die WHO Behörden, Medien und anderen, die neue Kennzeichnung zu verwenden.«
WHO spricht von vier »Besorgnis erregenden« Coronavirus-Typen
Von der »indischen« oder »britischen« Variante zu sprechen, löst bei manchen Menschen einen Abwehrreflex gegen Menschen aus, die aus diesen Ländern kommen. So hat die Tatsache, dass der frühere US-Präsident Donald Trump beim Coronavirus oft vom »China-Virus« sprach, in den USA Hasskriminalität gegen asiatisch aussehende Menschen ausgelöst.
Indem Phänomene wie Viren nach Orten benannt werden, distanzierten sich Menschen davon, sagte Nilu Ahmed, Psychologin an der University of Bristol. »Das gibt anderen die Schuld und erlaubt denen, die das Narrativ nutzen, sich als Opfer zu inszenieren.« So etwas könne auch falsche Annahmen fördern: So sei die Spanische Grippe in den USA aufgekommen, aber erst in Spanien ausführlich dokumentiert worden.
Alpha bis Delta sind zurzeit die vier von der WHO als »Besorgnis erregend« eingestuften Varianten. Sechs weitere Mutanten, die in den USA, Brasilien, den Philippinen und in Indien entdeckt wurden, bekamen ebenfalls griechische Buchstaben zugewiesen.
Coronavirus-Varianten zirkulieren auch in Deutschland
In Deutschland ist weiterhin VOC B.1.1.7 die dominierende Sars-CoV-2-Variante. Die Analyse von Gesamtgenomsequenzierungen zeigt einen Anteil von 90 Prozent. Der Anteil der Variante B.1.351 lag bei einem Prozent in der Kalenderwoche (KW) 19/2021. »In den letzten Wochen wurden auch Sequenzen der Varianten B.1.617.1 und B.1.617.2, die zu B.1.617 zusammengefasst werden, detektiert«, heißt es in einem aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts. Ihr Anteil liege in KW 19/2021 bei etwa zwei Prozent.
Alle Impfstoffe, die aktuell in Deutschland zur Verfügung stehen, schützen nach derzeitigen Erkenntnissen jedoch sehr gut vor einer Erkrankung durch B.1.1.7 und auch vor schweren Erkrankungen durch die anderen Varianten. (asw)
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