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Sars-CoV-2: Hartnäckige Coronainfektionen häufiger als bislang angenommen

Etwa ein bis drei von 100 Coronainfektionen dauern länger als 30 Tage an. Die meisten der Betroffenen erlebten ein Auf und Ab der Viruslast und haben ein erhöhtes Risiko für Long Covid.
Eine Frau sitzt auf ihrem Sofa, ist krank und schnäuzt sich die Nase
Leiden Betroffene auch noch nach Monaten oder gar Jahren nach einer Coronainfektion unter Symptomen wie Husten, Kurzatmigkeit oder Konzentrationsstörungen spricht man von Long Covid (Symbolbild).

Es wird seit Langem vermutet, dass länger anhaltende Covid-19-Infektionen bei immungeschwächten Personen die Quelle von neuen Varianten sein könnten. Diese haben in der Vergangenheit große Infektionswellen ausgelöst – wie etwa die Alpha- und Omikron-Varianten. Bislang war jedoch nicht bekannt, wie oft persistierende Sars-CoV-2-Infektionen auftreten. Dass sie häufiger vorkommen, als man bislang gedacht hat, vermelden nun Forschende in »Nature«. Ihre Studie ergab, dass etwa ein bis drei von 100 Infektionen einen Monat oder länger andauern.

Für ihre Untersuchung hatten die Forscherinnen und Forscher der University of Oxford Daten aus der »National Statistics Covid Infection Survey« (ONS-CIS) analysiert, bei der Personen einmal monatlich auf Sars-CoV-2 getestet wurden. Von den mehr als 90 000 Teilnehmenden lieferten 3603 zwischen November 2020 und August 2022 zwei oder mehr positive Proben ab. Davon wurden 381 Personen mit derselben Virusinfektion über einen Zeitraum von einem Monat oder länger positiv getestet. Innerhalb dieser Gruppe hatten 54 Betroffene eine anhaltende Infektion, die mindestens zwei Monate andauerte. Die Forscher schätzen, dass zwischen 1:1000 und 1:200 aller Infektionen persistieren und mindestens 60 Tage andauern können.

Von den 381 lang anhaltenden Infektionen wurden bei 65 Studienteilnehmenden im Verlauf der Infektion drei oder mehr PCR-Tests durchgeführt. In manchen dieser Fälle waren Personen mit Virusvarianten infiziert, die in der Allgemeinbevölkerung bereits nicht mehr verbreitet waren. Während einige von den untersuchten Proben eine extrem hohe Zahl von Mutationen aufwiesen, zeigte sich das bei den meisten Dauerinfizierten nicht. Dies deutet laut den Forschenden darauf hin, dass nicht jede anhaltende Infektion eine potenzielle Quelle für neue Varianten ist.

Bei 82 Prozent der 381 Personen zeigte sich nach einer gewissen Zeit ein Wiederaufflammen der Erkrankung: Sie erlebten zunächst eine hohe, dann eine niedrige und dann wieder eine erhöhte Viruslast. Den Forschenden zufolge beweist dies, dass das Virus die Fähigkeit zur aktiven Replikation während längerer Infektionen beibehalten kann. Zudem gaben Personen mit persistierenden Infektionen mit 55 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit an, dass sie mehr als zwölf Wochen nach Beginn der Infektion an Long-Covid-Symptomen litten als Personen mit typischen, kürzeren Infektionen.

»Obwohl der Zusammenhang zwischen viraler Persistenz und Long Covid nicht unbedingt kausal ist, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass persistente Infektionen zur Pathophysiologie von Long Covid beitragen könnten«, sagt die Mitautorin Katrina Lythgoe in einer Pressemitteilung. »In der Tat gibt es aber auch viele andere mögliche Mechanismen, die zu Long Covid beitragen, darunter Entzündungen, Organschäden und Mikrothrombosen«.

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