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Satellitenbilder: Erdbeben in Türkei und Syrien hat Gelände langfristig verändert

Die starken Beben am 6. Februar haben zehntausende Menschenleben gefordert, tausende Häuser sind eingestürzt. Zudem hat die Katastrophe offenbar langfristig das Terrain deformiert.
Die türkische Stadt Kahramanmaraş nach dem Beben vom 6. Februar.
Aus der Luft werden die großen Schäden in der Stadt Kahramanmaraş im Südosten der Türkei deutlich. Zahlreiche Gebäude sind dort eingestürzt. Das Bild entstand am 13. Februar 2023.

Die starken Erdbeben, die am 6. Februar 2023 die Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien erschütterten, zählen zu den bislang verheerendsten Naturkatastrophen in diesem Gebiet. Die Zahl der Todesopfer ist inzwischen auf mehr als 37 500 Menschen gestiegen (Stand am 13.2.2023), mehr als 80 000 Menschen wurden verletzt, tausende werden vermisst. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) ferner berichtet, wurden allein in Syrien zirka 5,3 Millionen Menschen auf Grund der Beben obdachlos, in der Südosttürkei leben nun 1,2 Millionen Menschen in Notunterkünften.

Rettungsorganisationen koordinieren ihre Einsätze dabei auch mit Hilfe von Satellitenbildern, die Fachleute wiederum nutzen, um die geologischen Folgen der Beben zu analysieren. Nun vermeldet die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA), dass die Erdbeben offenbar das Terrain in der Katastrophenregion langfristig verändert haben. So habe sich die Küstenstadt İskenderun stellenweise abgesenkt, was zu Überschwemmungen geführt habe. Zudem drohen in der Region zahlreiche Hänge abzurutschen.

Interferogramm | Die ESA verglich Bilder vom 28. Januar und 9. Februar 2023 der Sentinel-1-Satelliten. Dabei handelt es sich um Radarbilder, die unabhängig von der Wetterlage aufgezeichnet werden können. Die mehrfarbigen Flächen kennzeichnen Veränderungen im Terrain verglichen mit dem Zustand vor dem Beben.

Nach dem Beben stellten 17 Weltraumorganisationen insgesamt 350 Satellitenbilder aus der Krisenregion zusammen, damit die Schäden und die Lage am Boden besser eingeschätzt werden können. Dazu tasten Erdbeobachtungssatelliten wie Sentinel-1 und -2 der ESA die Erdoberfläche ab und liefern Bilder. Die Fachleute verglichen nun Aufnahmen vor und nach den Beben. Wie sich zeigte, hat sich der Boden entlang der Ostanatolischen Verwerfung um mehrere Meter verschoben, deutliche Brüche hätten sich in der Landschaft gebildet.

Als Ursprung des Bebens haben Fachleute die Ostanatolische Verwerfung detektiert, wo zwei Teile der Erdkruste – die Afrikanische Platte im Süden und die Eurasische Platte im Norden – aneinanderstoßen.

Verschiebungen | Durch die Erdbeben in der Grenzregion der Türkei und Syrien hat sich das Terrain um mehrere Meter verändert. Dazu verglich die ESA optische Bilder vom 25. Januar und 9. Februar der Sentinel-2-Satelliten. Die blauen und roten Punkte zeigen an, um wie viele Meter sich das Gelände durch die Erdbeben nach Westen oder Osten verschoben hat. Die Breite des Bilds entspricht in der Realität ungefähr 250 Kilometern.

Die beiden Platten verhaken sich entlang der Verwerfung, Spannung baut sich auf, die als Erdbebenenergie freigesetzt wird. Am frühen Montagmorgen am 6. Februar erschütterte ein erstes Beben der Stärke 7,8 um 2.17 Uhr mitteleuropäischer Zeit die Region, ungefähr neun Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,5. Laut dpa registrierte die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD bislang mehr als 2400 Nachbeben. Die Erschütterungen waren auch deshalb so stark, weil sich das Beben in lediglich 18 Kilometer Tiefe ereignete – je geringer die Entfernung zur Erdoberfläche, desto stärker bebt die Erde.

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