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Meeresbiologie: Sauer macht manche stark

Blaukrabbe
Großer Gewinner: der Krebs | Die Bilder zeigen jeweils 60 Tage alte Blaukrabben (Callinectes sapidus). Die linke ist unter heutigen Bedingungen aufgewachsen, die rechte bei mehr als dem Siebenfachen der momentanen Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre.
Bislang dachten Forscher, dass der zunehmende Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre den Schalen tragenden Tieren im Meer durchweg schadet. CO2 reagiert mit Wasser zu Kohlensäure und führt so zur Versauerung der Ozeane. Dadurch sollten sich die kalkhaltigen Schalen von Meerestieren wie etwa Muscheln auflösen oder gar nicht erst bilden können. Wie nun eine detaillierte Untersuchung ergab, stimmt diese pauschale Aussage jedoch nicht: Die zusätzliche Kohlensäure beeinträchtigt nur manche Meerestiere, andere macht sie groß und kräftig.

Der Meeresgeologe Justin Ries von der University of North Carolina in Chapel Hill und seine Kollegen zogen 18 verschiedene Spezies bei unterschiedlich stark erhöhten Kohlendioxid-Konzentrationen auf, wie sie in den nächsten Jahrhunderten im Meer zu erwarten sind. Sieben Arten, darunter Krabben, Hummer und Shrimps, reagierten auf die Versauerung unerwartet positiv: Sie wuchsen und verkalkten schneller. Wie Ries vermutet, profitieren diese Organismen davon, dass mehr Kohlenstoff im Wasser gelöst ist. Den können sie anscheinend trotz der sauren Bedingungen zum Aufbau ihrer Schalen nutzen.
Geschädigter Seeigel | Der Seeigel zählt zu den Leidtragenden der Versauerung des Meerwassers: Bei siebenfach erhöhter Kohlendioxid-Konzentration (rechts) bildet er deutlich weniger Stacheln als unter heutigen Bedingungen (links).
Zehn Arten, darunter Austern und Jakobsmuscheln, verkalkten bei erhöhter Kohlendioxid-Konzentration langsamer. Manche wie Venusmuschel und einige Schnecken verloren ihre Schale sogar ganz. Als einzige untersuchte Art reagierte die Miesmuschel weder positiv noch negativ auf die veränderten Bedingungen. Die Ergebnisse zeigen, dass die zu erwartende Versauerung des Meerwassers nicht durchweg schädlich ist. In jedem Fall wird sie jedoch das ozeanische Nahrungsnetz und damit den Markt für Schalen- und Krustentiere tiefgreifend beeinflussen.

Julia Eder

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