Hochmittelalter: Schachfigur mit Seltenheitswert
In den Ruinen der ostwestfälischen Falkenburg freuen sich die Archäologen über einen krönenden Abschluss ihrer diesjährigen Grabungskampagne: Sie entdeckten eine aus Knochen geschnitzte Schachfigur aus dem späten 12. Jahrhundert in der Gestalt eines Bischofs – eine absolute Seltenheit für das Hochmittelalter!
"Solche Spielfiguren waren im Hochmittelalter meistens stark stilisiert – so naturgetreu gearbeitet gibt es nur eine Hand voll vergleichbarer Funde auf der ganzen Welt", erklärt Elke Treude vom Lippischen Landesmuseum. "Im 12. Jahrhundert wurden die stilisierten Figuren mit militärischer Bedeutung, wie sie im Orient üblich waren, im europäischen Raum durch Figuren des wirklichen Lebens ersetzt", fügt LWL-Archäologe Peine hinzu. "Der Bischof besetzte als Nachfolger des Streitelefanten die Position des Läufers – das Schachspiel gab im Grunde die ständische Gesellschaft wieder."
Wie es in Adelskreisen üblich und geschätzt war, spielte Bernhard II. offenbar auch Schach. Das Spiel gelangte wahrscheinlich im späten 10. Jahrhundert von Indien aus nach Europa. Im Hochmittelalter zählte es dann sogar zu den sieben Rittertugenden. (dk)
Das Archäologenteam um Grabungsleiter Hans-Werner Peine vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) fand das zehn Zentimeter große Figürchen im Brandschutt eines ehemaligen Wohngebäudes der Burg bei Detmold. Leider ist der etwa 800 Jahre alte Spielstein nicht vollständig erhalten: Es fehlen der Thron sowie der Kopf. Doch anhand der Kleidung konnten die Forscher das Fragment eindeutig als Darstellung eines Bischofs identifizieren.
"Solche Spielfiguren waren im Hochmittelalter meistens stark stilisiert – so naturgetreu gearbeitet gibt es nur eine Hand voll vergleichbarer Funde auf der ganzen Welt", erklärt Elke Treude vom Lippischen Landesmuseum. "Im 12. Jahrhundert wurden die stilisierten Figuren mit militärischer Bedeutung, wie sie im Orient üblich waren, im europäischen Raum durch Figuren des wirklichen Lebens ersetzt", fügt LWL-Archäologe Peine hinzu. "Der Bischof besetzte als Nachfolger des Streitelefanten die Position des Läufers – das Schachspiel gab im Grunde die ständische Gesellschaft wieder."
Neben der Schachfigur stießen die Forscher an gleicher Stelle auf Alltagsgegenstände wie Scheren und Gebrauchskeramik, aber auch auf vergoldete Möbelbeschläge. Anscheinend hatte der Burgherr selbst, Bernhard II. zur Lippe, dieses Gebäude bewohnt. Der lippische Dynast, der im späten 12. Jahrhundert seine Festung im Teutoburger Wald errichten ließ, muss eine hohe politische wie gesellschaftliche Stellung in Nordwestdeutschland eingenommen haben – denn alle seine zwölf Kinder besetzten wichtige Bischofspositionen.
Wie es in Adelskreisen üblich und geschätzt war, spielte Bernhard II. offenbar auch Schach. Das Spiel gelangte wahrscheinlich im späten 10. Jahrhundert von Indien aus nach Europa. Im Hochmittelalter zählte es dann sogar zu den sieben Rittertugenden. (dk)
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben