Paläontologie: Schädel eines ausgestorbenen Lemurs zusammengepuzzelt
Forscher haben die in Österreich und Amerika verstreut aufbewahrten Schädelteile der Lemurenart Hadropithecus stenognathus virtuell kombiniert. Damit rekonstruierten sie einen von weltweit nur zwei bekannten Schädeln dieses ausgestorbenen Halbaffen. Das computertomografische Bild und weitere Knochenfunde geben ihnen erstmals Aufschluss über das Schädelvolumen und die Körpergröße der Tiere.
Erste Fragmente hatte bereits 1899 der Fossiliensammler Franz Sikora in der Andrahomana-Höhle in Madagaskar entdeckt und nach Wien geschickt. Erst 2003 suchte eine amerikanische Expedition die Höhle erneut auf. Alle Funde wurden Computer-Scans unterzogen und die so entstandenen Bilder anschließend von Alan Walker und seinem Kollegen Timothy Ryan von der Penn State University digital zusammengefügt. Die Teile ließen sich sogar demselben Individuum zuordnen, woraufhin die Forscher auch noch die fehlenden Knochenpartien – mit Hilfe von Symmetrieüberlegungen – ergänzten.
Dem als etwa paviangroß eingestuften Tier lässt sich anhand der Bildanalyse ein Schädelvolumen von 115 Millilitern zuordnen. Es besaß somit innerhalb der Halbaffen relativ zu seiner Körpergröße eines der größten Gehirne. Rätselhaft bleibt bislang nur die Ernährung des Tieres. Obwohl sein Gebiss eine starke Kaumuskulatur andeutet, besitzen die Zähne trotz starker Abnutzungserscheinungen dennoch nicht die für Nussfresser sonst typischen Zahnschmelzüberzüge. Eine Analyse mit Steinchen verschmutzter Pflanzen in Madagaskar, die die Schleifspuren am Gebiss des Schädels erklären könnten, soll hier zukünftig Aufschluss bringen.
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