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News: Scharfe Kritik an britischer Nofretete-Forschung

Zahi Hawas, Chef des Supreme Council for Antiquities (SCA) – der ägyptischen Altertumsbehörde -, übt scharfe Kritik an der britischen Wissenschaftlerin Joann Fletcher, die nach eigenem Bekunden die Mumie von Königin Nofretete identifiziert haben könnte. So machte Fletcher zunächst der Fund einer Perücke stutzig, die angeblich in der Nähe dreier Mumien lag, die bereits 1898 in einem Nebenraum einer Grabkammer (KV35) im Tal der Könige entdeckt wurden. Nach Ansicht der Forscherin sei die Perücke typisch für die königliche Mode zu jener Zeit gewesen und deute auf die hohe Herkunft der Mumien hin.

Hawas indes hält die Aussagen von Fletcher für "reine Lügen". So sei die Mumie, die Fletcher und ihre Assistenten für Nofretete hielten, ein Mann und keineswegs eine Frau. Auch die Perücke habe nie existiert, zumindest hätten andere Anwesende diese nicht gesehen. Eine andere der drei Mumien, die Fletcher für eine 25jährige Frau hielt, sei nach Angaben von Hawas gerade mal 16 bis 20 Jahre alt gewesen. Nofretete könne es demnach nicht sein; sie sei erst mit 30 gestorben. Und auch die Ohrlöcher, die laut Fletcher auf Nofretete hinweisen, können Hawas nicht überzeugen, da Ohrschmuck bei Männern und Frauen gang und gäbe gewesen sei. Da Hawas die Regeln des SCA verletzt sieht, dürfe die britische Kampagne nun zunächst einmal nicht fortgesetzt werden.

Nofretete war Gattin des "Ketzerkönigs" Echnaton, der von 1353 bis 1336 vor Christus regierte. Sie war vermutlich auch die Stiefmutter von Tut-Ench-Amun, dessen weitgehend unversehrtes Grab der britische Archäologe Howard Carter im Jahr 1922 entdeckte. Wie bei ihrem Mann, so wurde auch Nofretetes Name und Gesicht nach dem Tod des Regenten aus historischen Aufzeichnungen getilgt. Es blieb jedoch unter anderem jene berühmte Kalkbüste erhalten, die heute im Ägyptischen Museum in Berlin-Charlottenburg zu bestaunen ist.

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