Pflanzenbiologie: Scharfe Verbreitungsstrategie
Die Natur hat sich einiges einfallen lassen, um die Samen von Pflanzen zu verbreiten. Besonders beliebt ist, sie in einer süßschmeckenden Frucht zu verstecken: Tiere verspeisen diese, transportieren die darin versteckten Samen weiter und scheiden sie andernorts wieder aus. Allerdings hat die Strategie auch einen Haken, denn die Samen dürfen dabei nicht – etwa durch Verdauung – zerstört werden. Eine Pflanze in der Negev-Wüste umgeht dieses Dilemma auf bisher unbekannte Weise, wie Michal Samuni-Blank und seine Kollegen von dem Technion-Israel Institute of Technology berichten: Sie sorgt dafür, dass ihre zunächst wohlschmeckende Frucht schnell ungenießbar schmeckt, sobald der Samen angeknabbert ist – und ausgespuckt werden muss.
Mit Hilfe von fest angebrachten Kameras hatten die Forscher das Verhalten von verschiedenen Mäusearten unter Ochradenus baccatus Büschen in den Wüsten Israels untersucht. Sie beobachteten, dass die Nager die vermeintlichen Leckerbissen zu einem sicheren, oft schattigen, von der Pflanze weiter entfernten Ort mitnahmen, dort aber die Samen ausspuckten. Grund dafür ist eine chemische Reaktion, die nur beim gleichzeitigem Verzehr von Fruchtfleisch und Samen abläuft. Dabei reagiert das Enzym Myrosinase aus den Samen mit Glucosinolaten aus dem Fruchtfleisch und erzeugt unverdauliche, scharf schmeckende Stoffe. Die ausgespuckten Samen keimen an den Fressstellen zweimal so häufig, wie aus direkt von der Pflanze gefallenen Früchten.
Weniger ausgefeilte Abschreckungsstrategien sind von vielen anderen Pflanzenarten bekannt um ihre Samen zu schützen. Beispielsweise beinhaltet die Chilischote einen scharfen Stoff, der Säugetiere davon abhält, sie zu fressen. Vögel dagegen schmecken die Schärfe nicht, verspeisen die Schote, ohne die Samen darin zu zerstören und scheiden sie wieder aus. Ochradenus baccatus verjagt die Nager jedoch nicht, sondern macht sie zu ihrem Verbündeten, der ihre Samen verbreitet.
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