Paläontologie: "Schatz, heute nehme ich die Kinder"
Der moderne Vater von heute scheut sich nicht, die traditionelle Versorgerrolle aufzugeben und sich ganz dem Nachwuchs zu widmen. Für einige Vögel aber ist die neu entdeckte Weiblichkeit des Mannes bereits ein alter Hut - möglicherweise sogar ein sehr alter: Schon die räuberischen Urgroßväter der Vögel waren wohl für die Brutpflege zuständig.
13. Juli 1923: Auf einer Expedition in die Mongolei entdeckt der Amerikaner Roy Chapman Andrews, Prototyp des Hollywood-Abenteurers und reales Vorbild für "Indiana Jones", im Sand der Wüste Gobi ein Gelege fossiler Dinosauriereier. Ganz in der Nähe stößt er auf das versteinerte Skelett eines etwa zwei Meter langen, zweibeinigen Dinosauriers mit einem Papageienschnabel. Chapman ordnet das Gelege Protoceratops zu, einem kleineren Verwandten des "Dreihorngesichts" Triceratops, und hält das Skelett für die Überreste eines eierklauenden Räubers. Später wird das Tier Oviraptor philoceratops, also "Eierdieb, der Ceratopsiden mag", getauft.
Wo ist Papa?
Aber wer war bei Oviraptor und Co für Nestbau, Bebrütung der Eier und Aufzucht der Jungen zuständig? Vater, Mutter oder gar beide?
Dies fragte sich auch David Varricchio von der Montana State University und warf mit seinem Team erst einmal einen Blick auf die heute lebende Verwandtschaft der Dinosaurier. Die Forscher verglichen bei verschiedenen Vögeln und Krokodilen das Gesamtvolumen der Gelege mit der Körpergröße der ausgewachsenen Tiere. Dabei entdeckten sie einen direkten Zusammenhang mit der Brutpflegestrategie: Vögel mit rein väterlicher Brutpflege hatten relativ zur Körpermasse deutlich größere Gelege als Vögel und Krokodile mit mütterlicher Fürsorge oder Vögel mit gemeinsamer Brutpflege. Offenbar macht die Übertragung der Fürsorgepflicht auf die Männchen größere Gelege möglich, weil die Weibchen die so eingesparte Energie für die Eierproduktion nutzen können.
Auf dieser Grundlage schlossen Varricchio und seine Kollegen auf das Verhalten der Urahnen. Wie zuvor berechnete das Team das Verhältnis von Gelegegröße zu Körpermasse für drei vogelähnliche Dinosaurier: Troodon, Oviraptor und Citipati. Überraschend eindeutig zeigten alle drei Arten Werte wie Vögel mit rein väterlicher Brutpflege. Die Forscher schließen daraus, dass es auch bei Oviraptor und Co nur die Männchen waren, die sich von Ei auf um den Nachwuchs kümmerten.
Die Forscher sehen in den Ergebnissen ihre Vermutung bestätigt, dass Vaterfürsorge die ursprüngliche Brutpflegestrategie aller Vögel war und es sich dabei um ein von den Dinosauriern ererbtes, gemeinsames Merkmal handelt. Unterstützt wird diese These durch die Tatsache, dass gerade die als eher urtümlich geltenden Urkiefervögel (Palaeognathae), zu denen der Afrikanische Strauß, Emus und Kiwis gehören, fast ausschließlich väterliche Brutpflege aufweisen. Die elterliche Arbeitsteilung, die sich heute bei über 90 Prozent aller Vögel findet, wäre demnach ein abgeleitetes Merkmal, das sich erst später entwickelt hat.
Für weitere 70 Jahre war Oviraptor als durchtriebener Gelegeräuber gebrandmarkt und in etwa so populär wie der Kuckuck, der von einem schlechten Image bekanntermaßen ein Lied singen kann. Erst in den 1990er Jahren, als Paläontologen das Fossil eines "Eierdiebes" präsentierten, der mit ausgebreiteten Armen auf einem Gelege sitzend starb, stellte sich heraus, dass es sich bei Chapmans Protoceratops-Eiern in Wirklichkeit um ein Oviraptor-Nest handelte. Offenbar war das 1923 entdeckte Tier also neben seinem eigenen Gelege verendet.
Wo ist Papa?
Aber wer war bei Oviraptor und Co für Nestbau, Bebrütung der Eier und Aufzucht der Jungen zuständig? Vater, Mutter oder gar beide?
Dies fragte sich auch David Varricchio von der Montana State University und warf mit seinem Team erst einmal einen Blick auf die heute lebende Verwandtschaft der Dinosaurier. Die Forscher verglichen bei verschiedenen Vögeln und Krokodilen das Gesamtvolumen der Gelege mit der Körpergröße der ausgewachsenen Tiere. Dabei entdeckten sie einen direkten Zusammenhang mit der Brutpflegestrategie: Vögel mit rein väterlicher Brutpflege hatten relativ zur Körpermasse deutlich größere Gelege als Vögel und Krokodile mit mütterlicher Fürsorge oder Vögel mit gemeinsamer Brutpflege. Offenbar macht die Übertragung der Fürsorgepflicht auf die Männchen größere Gelege möglich, weil die Weibchen die so eingesparte Energie für die Eierproduktion nutzen können.
Auf dieser Grundlage schlossen Varricchio und seine Kollegen auf das Verhalten der Urahnen. Wie zuvor berechnete das Team das Verhältnis von Gelegegröße zu Körpermasse für drei vogelähnliche Dinosaurier: Troodon, Oviraptor und Citipati. Überraschend eindeutig zeigten alle drei Arten Werte wie Vögel mit rein väterlicher Brutpflege. Die Forscher schließen daraus, dass es auch bei Oviraptor und Co nur die Männchen waren, die sich von Ei auf um den Nachwuchs kümmerten.
Um diese Theorie zu untermauern, mussten die Paläontologen herausfinden, ob die in der Nähe ihrer Nester aufgefundenen Dinosaurierskelette wirklich größtenteils Männchen waren. Dies verrät die Knochenstruktur der Tiere: Viele Vogelweibchen besitzen in den Röhrenknochen ein schwammartiges Gewebe, das als Kalziumreservoir für die Eierproduktion dient. Diese Knochenstruktur fand sich unter anderem bei Tyrannosaurus rex und war deshalb ebenfalls bei den Weibchen von Troodon, Oviraptor und Citipati zu erwarten. Tatsächlich fehlte aber allen in Nestnähe versteinerten Dinosauriern eine vergleichbare Struktur, so dass es sich wohl ausschließlich um Männchen handelte.
Die Forscher sehen in den Ergebnissen ihre Vermutung bestätigt, dass Vaterfürsorge die ursprüngliche Brutpflegestrategie aller Vögel war und es sich dabei um ein von den Dinosauriern ererbtes, gemeinsames Merkmal handelt. Unterstützt wird diese These durch die Tatsache, dass gerade die als eher urtümlich geltenden Urkiefervögel (Palaeognathae), zu denen der Afrikanische Strauß, Emus und Kiwis gehören, fast ausschließlich väterliche Brutpflege aufweisen. Die elterliche Arbeitsteilung, die sich heute bei über 90 Prozent aller Vögel findet, wäre demnach ein abgeleitetes Merkmal, das sich erst später entwickelt hat.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben