Menschliches Paarungsverhalten: Schau mich an
Mittlerer Augenabstand, kantiges Kinn und schön symmetrisch, bitte: Der Mensch hat individuelle und doch verallgemeinerbare Ansichten von Attraktivität. Und ob sich ein erstes Anbandeln überhaupt lohnt, liegt womöglich auch im Auge des Betrachteten.
Was wurde nicht schon alles untersucht, um das Geheimnis weiblicher und männlicher Anziehungskraft auf andere zu lüften. Da werden Gesichter gezielt geliftet – hier die Augen ein Stückchen näher, dort das Kinn ein bisschen runder –, um möglichst objektiv die zu Grunde liegenden Kriterien in der Attraktivitätsbeurteilung herauszufiltern. Tausende Menschen klickten sich inzwischen durch Tests und beantworteten, ob sie nun das Porträt links oder rechts eine Spur ansprechender finden.
So wissen wir inzwischen beispielsweise, dass Frauen den betont männlichen Typ bevorzugen, wenn sie ihre fruchtbaren Tage haben, aber beim Partner fürs Leben eher für weichere Gesichter schwärmen. Männer mögen seit jeher schmale Taillen und lassen sich überhaupt stark von Schönheit betören. Und dann wäre da noch der Augenschein: Männlein wie Weiblein, so scheint es, haben eine Vorliebe für direkten Blickkontakt.
Nun zeigt die Blickrichtung einmal das soziale Interesse eines Gegenübers – schaut er weg, darf sie sich durchaus überflüssig fühlen. Welche Sorte Aufmerksamkeit uns ein anderer widmet, offenbart sich jedoch zudem in seinem Gesichtsausdruck: Fröhliches Lächeln empfinden wir zu Recht als angenehmere Interaktion denn eine angewiderte Miene. Sollte die Kombination aus beidem vielleicht einen weiteren Clou im stetigen Spiel der Partnersuche liefern?
Die Idee dahinter: Falls Gesichtsausdruck plus Blickrichtung im menschlichen Paarungsverhalten eine Rolle zukommt, sollte ein direkter Blick in einem lächelnden Gesicht des anderen Geschlechts am höchsten positiv bewertet werden. Da diese sexuelle Komponente bei der Beurteilung eines schlicht sympathischen Aussehens deutlich geringer ausfällt, müsste das Ergebnis hier verwaschener sein.
Die Forscher fühlen sich daher in ihrer Ansicht bestätigt, Blickrichtung und Gesichtsausdruck in Kombination seien ein wichtiges Instrument bei der Partnersuche. Denn die Ergebnisse zeigten, "dass die Vorliebe für einen direkten Blick mindestens zum Teil die Entscheidung erleichtert, bei wem sich ein Flirt überhaupt lohnt". Und ein Lächeln ist schließlich immer eine gute Voraussetzung, das wissen wir längst. Solange es nicht Herablassung angesichts völlig unpassender Anmache ausdrückt, zumindest.
Antje Findeklee
Proceedings of the Royal Society B 10.1098/rspb.2007.1073 (2007)
©spektrumdirekt
So wissen wir inzwischen beispielsweise, dass Frauen den betont männlichen Typ bevorzugen, wenn sie ihre fruchtbaren Tage haben, aber beim Partner fürs Leben eher für weichere Gesichter schwärmen. Männer mögen seit jeher schmale Taillen und lassen sich überhaupt stark von Schönheit betören. Und dann wäre da noch der Augenschein: Männlein wie Weiblein, so scheint es, haben eine Vorliebe für direkten Blickkontakt.
Nun zeigt die Blickrichtung einmal das soziale Interesse eines Gegenübers – schaut er weg, darf sie sich durchaus überflüssig fühlen. Welche Sorte Aufmerksamkeit uns ein anderer widmet, offenbart sich jedoch zudem in seinem Gesichtsausdruck: Fröhliches Lächeln empfinden wir zu Recht als angenehmere Interaktion denn eine angewiderte Miene. Sollte die Kombination aus beidem vielleicht einen weiteren Clou im stetigen Spiel der Partnersuche liefern?
Sicherlich, wird der gesunde Menschenverstand antworten. Doch laut Claire Conway von der Universität Aberdeen und ihren Kollegen gibt es keine Studie, die das einmal wissenschaftlich untersucht hätte. Also griffen sie zur üblichen Methodik: Aus mehreren Vorlagen schnitten sie standardisierte Gesichter zusammen, denen sie freundliche oder abweisende Mimik einprägten, wobei sie den Blick auf den Betrachter oder zur Seite richteten. Die daraus resultierenden Bildpaare ließen sie Studenten ihrer Universität und die Internetgemeide bewerten. Doch ging es diesmal nicht nur um das absolute "Links ist attraktiver als rechts", sondern auch um das Maß der höheren Anziehungskraft: sehr viel, viel, etwas oder nur ein wenig attraktiver. In einem zweiten Test derselben Façon sollten die Teilnehmer dann nicht die Attraktivität bewerten, sondern wie sympathisch ihnen das Gesicht erschien.
Die Idee dahinter: Falls Gesichtsausdruck plus Blickrichtung im menschlichen Paarungsverhalten eine Rolle zukommt, sollte ein direkter Blick in einem lächelnden Gesicht des anderen Geschlechts am höchsten positiv bewertet werden. Da diese sexuelle Komponente bei der Beurteilung eines schlicht sympathischen Aussehens deutlich geringer ausfällt, müsste das Ergebnis hier verwaschener sein.
Und genau das war der Fall. Die besten Noten bekamen ganz klar jene glücklichen, ihren Betrachter direkt anlächelnden Porträts des jeweils anderen Geschlechts, und das bei Frauen wie Männern gleichermaßen. Ging es nur um Sympathie, war das Geschlecht des Gegenübers egal. Und generell stuften alle Beteiligten in beiden Fragestellungen einen direkten Blick stärker positiv ein als abgewandte Augen.
Die Forscher fühlen sich daher in ihrer Ansicht bestätigt, Blickrichtung und Gesichtsausdruck in Kombination seien ein wichtiges Instrument bei der Partnersuche. Denn die Ergebnisse zeigten, "dass die Vorliebe für einen direkten Blick mindestens zum Teil die Entscheidung erleichtert, bei wem sich ein Flirt überhaupt lohnt". Und ein Lächeln ist schließlich immer eine gute Voraussetzung, das wissen wir längst. Solange es nicht Herablassung angesichts völlig unpassender Anmache ausdrückt, zumindest.
Antje Findeklee
Proceedings of the Royal Society B 10.1098/rspb.2007.1073 (2007)
©spektrumdirekt
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