Verhalten: Schimpansen: Männliche Gewalt als Waffe gegen Promiskuität
Mit Gewalt und Nötigung halten Schimpansenmännchen Weibchen davon ab, sich mit Rivalen zu paaren. Die Attacken richten sich dabei am stärksten gegen gerade fruchtbare Tiere, die dadurch erhöhte Stresssymptome zeigen. Weibchen, die noch keinen Nachwuchs hatten, und gerade unfruchtbare Gruppenmitglieder werden dagegen seltener angegriffen.
Martin Muller von der Universität Boston und seine Kollegen werteten Felddaten aus zehn Jahren über die Schimpansen im Kibale-Nationalpark aus. Neben Beobachtungen von aggressivem Verhalten nutzten sie auch Urinproben, um den Gehalt von Stresshormonen zu bestimmen. Sie stellten fest, dass Weibchen durchschnittlich 0,017 Attacken pro Stunde erleben. Sind sie also in einer Gruppe mit fünf Männchen unterwegs, kommt es im Schnitt einmal täglich zu Übergriffen in Form von Beißen, Schlägen oder Stoßen. Empfängnisbereite Weibchen, zumal wenn sie schon geboren hatten, waren allerdings viereinhalb Mal so häufig Opfer männlicher Gewalt wie in Zeiten, in denen sie durch das Säugen von Jungtieren unfruchtbar waren. Außerdem wurden die weiblichen Tiere, die besonders oft gequält wurden, auch vermehrt von den entsprechenden Peinigern begattet.
Die Gewalt solle die promiskuitiven Weibchen davon abhalten, sich mit anderen Männchen zu paaren und den eigenen Fortpflanzungserfolg steigern, indem die Aggression den Widerstand der Betroffenen schwächt, schließen Muller und seine Kollegen. Ersteres vermuten die Forscher eher für hochrangige Gruppenmitglieder, während Männchen niedrigeren Rangs das zweite Ziel vor Augen haben dürften.
Trotz der Kosten für das Weibchen, ersichtlich an den erhöhten Stresspegeln, muss sich die Paarung mit mehreren Männchen offenbar lohnen, sonst hätte sich längst eine monogame Lebensweise durchgesetzt. Die Forscher vermuten, dass die Verschleierung der Vaterschaft hier die entscheidende Rolle spielt. Zum einen senken die Schimpansinnen damit wahrscheinlich das Risiko, dass ihre Sprösslinge von anderen Männchen der Gruppe getötet werden – was durchaus vorkommt. Zum anderen fördert die mögliche Vaterschaft vielleicht indirekt das Engagement einzelner Männchen für alle beispielsweise durch die gemeinschaftliche Verteidigung von Futterplätzen.
Männliche Gewalt gegen die fruchtbaren Weibchen einer Gruppe sind auch von anderen Säugetieren wie Paarhufern und Großen Tümmlern sowie weiteren promiskuitiven Primatenarten bekannt. (af)
Martin Muller von der Universität Boston und seine Kollegen werteten Felddaten aus zehn Jahren über die Schimpansen im Kibale-Nationalpark aus. Neben Beobachtungen von aggressivem Verhalten nutzten sie auch Urinproben, um den Gehalt von Stresshormonen zu bestimmen. Sie stellten fest, dass Weibchen durchschnittlich 0,017 Attacken pro Stunde erleben. Sind sie also in einer Gruppe mit fünf Männchen unterwegs, kommt es im Schnitt einmal täglich zu Übergriffen in Form von Beißen, Schlägen oder Stoßen. Empfängnisbereite Weibchen, zumal wenn sie schon geboren hatten, waren allerdings viereinhalb Mal so häufig Opfer männlicher Gewalt wie in Zeiten, in denen sie durch das Säugen von Jungtieren unfruchtbar waren. Außerdem wurden die weiblichen Tiere, die besonders oft gequält wurden, auch vermehrt von den entsprechenden Peinigern begattet.
Die Gewalt solle die promiskuitiven Weibchen davon abhalten, sich mit anderen Männchen zu paaren und den eigenen Fortpflanzungserfolg steigern, indem die Aggression den Widerstand der Betroffenen schwächt, schließen Muller und seine Kollegen. Ersteres vermuten die Forscher eher für hochrangige Gruppenmitglieder, während Männchen niedrigeren Rangs das zweite Ziel vor Augen haben dürften.
Trotz der Kosten für das Weibchen, ersichtlich an den erhöhten Stresspegeln, muss sich die Paarung mit mehreren Männchen offenbar lohnen, sonst hätte sich längst eine monogame Lebensweise durchgesetzt. Die Forscher vermuten, dass die Verschleierung der Vaterschaft hier die entscheidende Rolle spielt. Zum einen senken die Schimpansinnen damit wahrscheinlich das Risiko, dass ihre Sprösslinge von anderen Männchen der Gruppe getötet werden – was durchaus vorkommt. Zum anderen fördert die mögliche Vaterschaft vielleicht indirekt das Engagement einzelner Männchen für alle beispielsweise durch die gemeinschaftliche Verteidigung von Futterplätzen.
Männliche Gewalt gegen die fruchtbaren Weibchen einer Gruppe sind auch von anderen Säugetieren wie Paarhufern und Großen Tümmlern sowie weiteren promiskuitiven Primatenarten bekannt. (af)
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