Verhaltensbiologie: Schimpansen sind egoistisch, aber nicht missgünstig
Schimpansen, die bei der Essensverteilung wissentlich leer ausgehen, rührt es nicht, ob sie einem Artgenossen einen Happen zuschieben könnten. Sie verhindern es aber auch nicht, berichten Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Neid und Missgunst scheint ihnen daher fremd zu sein.
Keith Jensen und seine Kollegen hatten die Menschenaffen vor die Wahl gestellt, durch einen Hebel eine Futterportion in einen leeren Raum zu befördern oder in ein benachbartes Gehege, in dem ein anderer Schimpanse saß. Die Hebeldrücker selbst erhielten in keinem der beiden Fälle etwas Fressbares. Die Wissenschaftler wollten so überprüfen, ob die Tiere ihren Artgenossen etwas gönnten, wenn ihnen selbst keine Belohnung winkte. In der Hälfte der Fälle rührten die Versuchsteilnehmer den Hebel überhaupt nicht an. Und in den verbleibenden Experimenten entschieden sie halbe-halbe für Futterzuteilung oder den leeren Raum. Gehässigkeit steht damit definitiv nicht auf der Schimpansen-Gefühlsliste. Selbstlosigkeit aber auch nicht, wie nun wieder bestätigt: Dann hätten sie ihrem Artgenossen die Leckerbissen zugeteilt. Neid, Missgunst und Altruismus seien daher tatsächlich rein menschliche Eigenschaften, schließen die Forscher: Sie dürften daher wohl erst nach der Aufspaltung der beiden Abstammungslinien vor etwa sechs Millionen Jahren entstanden sein.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.