News: Schizophreniefälle in Deutschland und Nigeria
Symptome wie Schlaf-, Appetit- oder Denkstörungen, Wahnerscheinungen und Halluzinationen kommen bei beiden Patientengruppen gleichermaßen vor. Unter den Halluzinationen überwiegen die akustischen, bei den Nigerianern dicht gefolgt von solchen visueller Art. Die häufigste Form des Wahns ist der Verfolgungswahn. Dabei fühlen sich die nigerianischen Patienten überwiegend durch reale Personen direkt oder auf magischem Wege bedroht. Die Deutschen peinigt die Furcht vor anonymen politischen Institutionen oder Umweltkatastrophen. Während religiöse Inhalte die Wahnvorstellungen der Nigerianer stark prägen, tendieren sie bei den Deutschen gegen Null.
Mit der Religionsausübung, wie übertriebenem Fasten und Beten, bringen Angehörige in Nigeria oft auch den Krankheitsausbruch in Verbindung. Daneben sind soziale Konflikte – etwa neidische Nachbarn, die hexerisch tätig werden – und Normbrüche, wie die Beleidigung der Ahnen, als Krankheitsursache von großer Bedeutung.
Ihre Suche nach Lebenssinn, geben einige deutsche Patienten als mögliche Krankheitsursache zu Protokoll. Probleme am Arbeitsplatz, der Verlust des Partners, traumatische Kindheitserlebnisse oder pathologische Ursachen kommen ebenfalls häufig zur Aufzählung. Im wesentlichen haben sich die Patienten mit diesen Aussagen, so Dr. Schmitz, medizinisch-wissenschaftliche Erkenntnisse zu eigen gemacht, die in unserer Kultur zum Allgemeingut geworden sind.
An der Krankheitseinsicht mangelt es den nigerianischen Patienten gänzlich. Bei den Deutschen ist sie – als wichtigste Vor-aussetzung um als genesend zu gelten – fast ausnahmslos vorhanden. Die Erkrankung drückt sich bei den Nigerianern subjektiv stärker in körperlichen Beschwerden, wie z.B. Kopfschmerzen, aus. Ihren Vorstellungen gemäß, bilden Körper und Psyche eine untrennbare Einheit. Im Gegensatz dazu spielen körperliche Beschwerden bei den deutschen Patienten eine untergeordnete Rolle.
Dafür überwiegt bei diesen eine negative Gemütslage, während unter den Nigerianern nicht wenige eher heiter gestimmt sind. Allerdings ist hier das Aggressivitätspotential höher als bei der deutschen Vergleichsgruppe.
Eine starke Tendenz zum sozialen Rückzug läßt sich – nach Auf-fassung von Dr. Schmitz – bei beiden Patientengruppen beobachten. Aufgrund spezieller Lebensbedingungen in der Großfamilie, ist es den nigerianischen Schizophrenen jedoch nicht möglich, sich ebenso konsequent in die Isolation zu begeben wie die deutschen Kranken.
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