Lautstarkes Paarungsritual: Schlafhormon lässt Fische brummen
Die Aliens? Die Regierung? Der Weltuntergang? An Küsten rund um die Welt raubt ein mysteriöses Brummen Küstenbewohnern und Hausbootbesitzern den Schlaf. Verantwortlich dafür sind allerdings keine geheimnisvollen Mächte, sondern flirtende Fische: Das nächtliche Paarungsritual der Bootsmannfische (Porichthys spp.) basiert auf den anhaltenden Rufen, die wie eine Mischung aus Nebelhorn und Didgeridoo klingen und dank ihrer tiefen Frequenzen recht weit tragen. In England mussten vor einiger Zeit sogar Hausbesitzer vor den liebestollen Fischen ins Binnenland flüchten. Andrew Bass und Ni Feng von der Cornell University im Staat New York haben nun den Taktgeber hinter der nächtlichen Ruhestörung aufgespürt: Es handelt sich wohl um das Schlafhormon Melatonin, das die Fische zuverlässig nachts zu ihren Brumm-Attacken ausrücken lässt.
© Margaret Marchaterre and Andrew Bass, Cornell University
Das Brummen des Bootsmannsfisches
Damit timen die Fische ihren Gesang auf die gleiche Weise, wie es Vögel tun – mit Hilfe der inneren Uhr, eines Systems von physiologischen Zeitgebern, deren Konzentration sich im Tagesverlauf ändert. Dem Melatonin kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Beim Menschen und anderen Wirbeltieren steuert das Hormon Körperfunktionen wie den Schlaf, bei singenden Tieren allerdings anscheinend auch die Zeit des Gesangs. Wie Bass und Feng herausfanden, brummen die Fische auch ohne den Wechsel von Tag und Nacht pünktlich – solange sie im Dunkeln gehalten werden. In dauernder Helligkeit dagegen brummen die Tiere nicht mehr, denn das Licht senkt die Melatoninproduktion. Erhielten die Fische dann jedoch von außen Melatonin, sangen sie umso lauter. Das zeige, so Bass und Feng, dass Melatonin bei nachtaktiven Sängern die gleiche Funktion habe wie bei den tagaktiven Vögeln – nur den umgekehrten Effekt.
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