Somnambulismus: Schlafwandler kennen nachts keinen Schmerz
Wer zu Somnambulismus, also Schlafwandeln neigt, klagt auch häufiger über Kopfschmerzen und leidet unter Migräne. Gleichzeitig scheint das Schmerzempfinden beim Schlafwandeln selbst aber drastisch herunterreguliert zu sein, wie einzelne Fälle belegen, die von Schlafforschern aus Frankreich nun zusammengetragen wurden. Demnach spürten sogar Schlafwandler, die nachts tief gestürzt waren und sich Knochenbrüche zuzogen, Schmerz erst einige Zeit nach dem Aufwachen. Offenbar werden bei somnambulen Personen Prozesse entkoppelt, die sonst Bewusstsein und Wachzustand mit dem Schmerzempfinden verbinden, vermuten die Forscher um Régis Lopez von der Université de Montpellier.
Die Wissenschaftler hatten 55 männliche und 45 weibliche Schlafwandler untersucht, über Krankheitssymptome und Schmerzempfindungen befragt und mit 100 Normalschläfern verglichen. Eine Polysomnografie, das in Schlaflaboren übliche Verfahren zur Messung der Schlafqualität, ergab keinen wesentlichen Unterschied zwischen diesen Gruppen. Die Schlafwandler berichteten allerdings von zurückliegenden Ereignissen, bei denen sie sich teilweise schwer verletzten. Fast viermal häufiger wachten sie wegen der erlittenen Schmerzen aber nicht sofort auf, sondern erst später – woraufhin sie dann durchaus die Schmerzen ihrer Verletzungen spürten. Im Wachzustand litten die Somnambulen dagegen viel häufiger unter chronischem Kopfschmerz und ähnlichen Leiden.
Der Zusammenhang einer gestörten Schmerzwahrnehmung müsse näher untersucht werden, so Lopez und Kollegen. Offenbar bestehe jedoch eine Verbindung zwischen der Neigung zu nociceptiver Dysregulation bei wachen Schlafwandlern und ihrem unbewussten Nachtwandeln.
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