Schlangen: Tigerpythons reißen ihr Maul weiter auf als gedacht
Tigerpythons können ihr Maul weiter öffnen als bisher angenommen. So sind die Schlangen womöglich in der Lage, bis zu 60 Kilogramm schwere Hirsche oder 95 Kilogramm wiegende Alligatoren zu verspeisen, wie ein Forschungsteam im Fachjournal »Reptiles & Amphibians« berichtet.
Die Würgeschlangen töten, indem sie ihre Beute umschlingen und mit enormer Kraft ersticken. Immer wieder zeigen Bilder oder Videos, dass Tigerpythons überraschend große Tiere vertilgen. Selbst Alligatoren fallen ihnen zum Opfer. Dies wird durch das extrem flexible Kiefergelenk der Pythons ermöglicht: Die Unterkieferknochen sind durch elastische Bänder verbunden, sodass sie sich beim Schlucken voneinander lösen.
Das Forschungsteam um Bruce Jayne von der University of Cincinnati vermaß drei 4,5 bis 5,8 Meter lange Tiere der Art Python bivittatus (Dunkle Tigerpython), die im und um den Everglades National Park in den USA gefangen wurden. Das Maul der größten Schlange ließ sich 26 Zentimeter weit öffnen, berichten die Forscher. Zuvor lag der erfasste Maximalwert bei 22 Zentimetern. Ein kleiner Unterschied mit großem Effekt: Die Maulöffnung ist demnach 40 Prozent größer als bisher gedacht. Die Wissenschaftler nehmen an, dass die größten Vertreter der Art ein Maul mit rund 30 Zentimetern Durchmesser haben. Das Team konnte beobachteten, wie das kleinste der drei untersuchten Exemplare einen 35 Kilogramm schweren Weißwedelhirsch (Odocoileus virginianus) verschlang – das entspricht zwei Dritteln des Gewichts der Schlange.
Mit mehr als sechs Metern Länge und bis zu 100 Kilogramm Körpergewicht zählen Dunkle Tigerpythons zu den größten Schlangen der Welt. Die Erkenntnis über die potenzielle Größe ihrer Beute hilft Forscherteams die ökologischen Auswirkungen dieser in den USA invasiven Art besser einzuschätzen. Ursprünglich stammen Dunkle Tigerpythons aus den Regenwäldern Südostasiens. Sie haben sich durch ausgesetzte Exemplare aus Privathaltungen massiv in den Everglades in Florida verbreitet. Nach offiziellen Schätzungen leben dort inzwischen hunderttausende Exemplare und bedrohen die heimische Fauna. Jäger erhalten Geldprämien für erlegte Tiere. In ihrer ursprünglichen Heimat hingegen steht es nicht gut um die Schlangen; die Art steht als gefährdet auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN).(dpa/doe)
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