Direkt zum Inhalt

Verhaltensforschung: Schlaue Lemuren bekommen die meiste Zuneigung

Schlaue Lemuren haben mehr Freunde. Und dafür müssen sie nicht viel mehr tun, als allen zu zeigen, wie clever sie sind.
Eine kleine Gruppe von Katta-Lemuren

Um unter Lemuren Ansehen zu erlangen, braucht es vor allem drei Dinge: einmal Grips, dann die Möglichkeit zu zeigen, dass man Grips hat, und schließlich ein Publikum, das bewundernd zuschaut. Intelligenz und soziale Stellung der Tiere hängen also zusammen, erklären Zoologen der Universität Princeton nach Experimenten mit Lemuren der Art Lemur catta. Besonders erstaunlich fanden sie, dass Lemuren, die den sozialen Aufstieg einmal geschafft haben, sich offenbar nicht mehr besonders bemühen müssen, ihren Status auch zu halten.

Ipek Kulahci, Erstautorin der Studie, und ihre Kollegen stellten die Tiere vor die Herausforderung, eine Traube aus einer durchsichtigen Plastikbox mit einer Schublade herauszubekommen. Wie sie nun im Fachblatt »Current Biology« schreiben, lösten Lemuren, die bereits früher viel mit anderen zu tun hatten und es gewohnt waren, voneinander zu lernen, die Aufgabe schneller als ihre weniger sozial vernetzten Artgenossen. Frühere soziale Interaktionen machten sich demnach später bezahlt: Sie verhalfen zu Erfolg und machten die Tiere innerhalb ihrer Gemeinschaft zu Zentralfiguren, an denen sich Artgenossen orientierten. Sie wurden außerdem von Gruppenmitgliedern mehr umsorgt und gepflegt, beschreibt Kulahci.

Zur Überraschung der Forscher hat der Anhang der erfolgreichen Gruppenchefs dabei wenig Gegenleistung zu erwarten: Während bei vielen Primaten ein Mehr an Zuwendung üblicherweise dazu führt, dass das verwöhnte Tier auch mehr Aufmerksamkeit zurückschenkt, war dies bei den Lemuren nicht zu erkennen. Dennoch bleiben einmal gewonnene Bewunderer sehr treu: Sie pflegten und umsorgten die schlauen Alphatiere auch noch lange nach Beendigung des Experiments. Es scheint demnach unnötig, dass Expertenlemuren ihr besonderes Können immer weiter unter Beweis stellen oder dass sie sich um ihre Anhängerschaft bemühen müssen, um ihren Status zu erhalten.

Die Wissenschaftler sind sich noch nicht sicher, warum die Konstellation von schlauen und gesellschaftlich herausgehobenen Lemuren und treuen Bewunderern so stabil ausgeprägt ist. Offenbar versprechen die Tiere sich langfristige Vorteile durch Netzwerke mit einem erfolgreichen, kompetenten und intelligenten Individuum, spekulieren die Forscher. Diese Netzwerke fördern das individuelle Lernen durch Abschauen und spätere eigene Erfolge.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.