Lernen: Schlecht gemerkte schlechte Nachricht
Alltäglich basteln wir aus unseren Erfahrungen Prognosen, um uns für die Zukunft zu wappnen. Doch das verläuft nicht immer ganz objektiv: Bisweilen bevorzugen Menschen positive Aussagen für ihre Vorhersagen, wie die Dinge sich entwickeln. Forscher um Christina Moutsiana vom University College London zeigten nun, wie sich dieser Effekt mit dem Alter wandelt: Junge Menschen berücksichtigen erst mit den Jahren schlechte Nachrichten.
59 Teilnehmer im Alter von 9 bis 26 Jahren sollten einschätzen, wie wahrscheinlich sie verschiedene negative Ereignisse, wie ein Einbruch oder Autounfall, erleben werden. Nach der Schätzung bekamen die Heranwachsenden das tatsächliche Risiko mitgeteilt, um in einem zweiten Durchgang erneut abzuwägen, mit welcher Chance ihnen eines der Ereignisse zustößt. Damit konnten die Forscher rückschließen, wie gut die jungen Menschen aus den Fakten lernten.
War die Nachricht gut, lag also die Schätzung des vermeintlichen Risikos höher als das reelle, merkten sich die Jugendlichen das über alle Altersstufen hinweg in ungefähr der Hälfte der Fälle. Bei schlechten Nachrichten jedoch – das negative Ereignis tritt häufiger ein als vermutet – lernten die jüngeren Probanden das nur in einem von zehn Versuchen. Erst mit dem Alter verbesserte sich das Gedächtnis für Unerwünschtes: Mit Ende 20 prägten die Probanden sich zu etwa 50 Prozent auch die negative Information ein.
Die Forscher schließen daraus, dass junge Menschen eher taub für Warnungen sind. Von riskantem Verhalten ließen sie sich leichter durch positive Ziele abbringen: Statt vor Lungenkrebs durch Rauchen zu mahnen, bestächen die Vorteile des Zigarettenverzichts wie eine bessere Haut und mehr Geld.
In früheren Studien mit ähnlichem Design hatte die Arbeitsgruppe um Tali Sharot bereits gezeigt, dass das Gehirn unerwartet positive Informationen anders verarbeitet als schlechte. Der Botenstoff Dopamin ließ Probanden optimistischer denken.
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