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News: Schlecht geschlafen

Drei Monate hält die innere Uhr den täglichen Rhythmus von "Tag" und "Nacht" bei Astronauten aufrecht, dann ist ihre Gangreserve erschöpft. Angesichts vieler Sonnenauf- und -untergänge werden die Raumfahrer nicht mehr richtig müde und schlafen schlecht. Ihr Wach-Schlaf-Rhythmus gerät durcheinander.
Hier auf Erden ist der Lauf der Sonne bestimmend für den täglichen Lebensrhythmus, so hat sich der Mensch seit jeher an an den Wechsel von Wachen und Schlafen gewöhnt, und wer schon einmal unter Jetlag litt, weiß, wie schwierig es ist, die innere Uhr zu verstellen. Zum Glück müssen wir dies nur bei Fernreisen tun, Astronauten indes können Tag und Nacht gleich ganz vergessen. Sollten sie sich in Zukunft einmal zum Mars aufmachen, scheint ihnen die Sonne gleich Monate lang in die Kabinen.

Aber auch in einer Raumstation ergibt sich das Problem, denn viele Mal kreuzt sie an jedem – irdischen – Tag durch Licht und Schatten. Dem menschlichen Biorhythmus geht jederlei Stütze verloren. Der NASA-Astronaut Jerry Linenger hat dies am eigenen Leib erfahren, als er die Zeit von Januar bis Mai 1997 an Bord der russischen Raumstation Mir verbrachte.

Im Auftrag von Timothy Monk von der University of Pittsburgh hatte er über seinen Schlaf genau Buch geführt. Während seines Aufenthalts im All hatte er in drei 2-Wochen-Abschnitten jeden "Morgen" einen Fragebogen auszufüllen, in dem er unter anderem die Zeiten im Bett vermerkte, wie oft und wie lange er des "Nachts" aufwachte und sein Gefühl von der Tiefe des Schlafs. Außerdem maß er fünfmal täglich seine Temperatur und registrierte die subjektive Einschätzung seiner Wachsamkeit.

Linenger hatte sich seinen Tag ziemlich regelmäßig organisiert, ging gegen 23:30 Uhr schlafen und stand um 6:00 Uhr wieder auf. Und während der ersten drei Monate war dieser Schlaf auch ähnlich tief und erfrischend wie auf der Erde. Danach allerdings fiel dem Astronauten sein pünktlicher Tagesablauf immer schwerer. Er fühlte sich "abends" nicht mehr müde und schlief nur noch kurze Perioden am Stück. Die innere Uhr war ausgefallen.

Auch Körpertemperatur und Wachsamkeit folgten nun nicht mehr dem Tageslauf – was eindeutig auf das Erlahmen der inneren Uhr deutet. Ein so genannter endogener physiologischer autonomer Schrittmacher – das sind bestimmte Neuronen im Gehirn, die den täglichen Rhythmus steuern – kam seiner Aufgabe immer weniger nach. Er entspricht etwa der Feder eines Uhrwerks und wurden angesichts fehlender äußerer Faktoren wie Sonnenauf- und -untergang schlichtweg nicht mehr aufgezogen.

Wegen der relativ kurzen Aufenthaltszeiten in der Internationalen Raumstation bleibt den meisten Astronauten das Problem dort erspart, die Gangreserve ihrer inneren Uhr ist meist ausreichend. Doch spätestens bis zu einer bemannten Marsmission müssen die Forscher wissen, wie man die Astronauten ausgeschlafen durch das All bringt.

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