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News: Schlechte Seiten, gute Seiten

Unser Immunsystem schützt uns gegen Unmengen von Eindringlingen, es kann sich jedoch auch gegen uns wenden. Dies ist der Fall, wenn weiße Blutkörperchen das körpereigene Gewebe angreifen. Doch solche 'abtrünnigen' Zellen haben auch ihre guten Seiten: Bei Nervenverletzungen greifen sie positiv ein. Diese Entdeckung könnte die Behandlungsmethoden bei Verletzungen des Rückenmarks und bei Schlaganfällen beeinflussen.
Wenn das Immunsystem aktiv wird, darf es nicht zu sekundären Schäden an Nervenzellen kommen. Darum sind Gehirn und Rückenmark durch die Blut-Hirn-Schranke gegen den Rest des Körpers abgeschottet. Zellen, die autoagressiv wirken, schlüpfen jedoch gelegentlich durch diese Barriere, manchmal mit Folgen: Bei der Multiplen Sklerose (MS) zum Beispiel zerstören diese Zellen die Schutzhülle der Nervenfasern. Und doch wurden Zellen dieses Typs gelegentlich im Zentralnervensystem gesunder Menschen gefunden. Vor sechs Monaten haben Michal Schwartz und ihr Team am Weizmann Institute of Science in Rehovot, Israel, vielleicht einen Schritt zur Lösung dieses Rätsels getan. Sie zeigten auf, daß eine andere Art weißer Blutzellen, die Makrophagen, zur Erneuerung beschädigter Rückenmarksnerven beitragen kann. Daraufhin stellte sich für die Wissenschaftler die Frage, ob die an Autoimmunreaktionen beteiligten "bösartigen" T-Zellen eine ähnliche Funktion jenseits der Blut-Hirn-Schranke wahrnehmen könnten.

Schwartz züchtete T-Zellen, die einen MS-ähnlichen Zustand in Ratten auslösen. Dann injizierte sie diese Immunzellen in Ratten, sofort nachdem sie deren optische Nerven stark geschädigt hatte. Wenn Nervenzellen so schwer angegriffen sind, sterben die umgebenden Zellen in den Stunden nach dem Trauma ebenfalls ab. Zwei Wochen nach der Verletzung entdeckte Schwartzs Gruppe, daß die Anzahl der überlebenden Zellen in den beschädigten Nerven dieser Ratten im Durchschnitt dreimal höher lag, als bei Ratten mit ähnlichen Schäden, die eine Placebo-Injektion erhalten hatten (Nature Medicine, Januar-Ausgabe 1999).

Damit haben die Wissenschafler nach Meinung von Schwartz gezeigt, daß eine Autoimmunreaktion nicht immer negative Effekte haben muß. Ihrer Ansicht nach könnte sie auch eine normale physiologische Reaktion auf körperliche Schäden sein. Warum aber manchmal solche Zellen in Notfällen als Retter fungieren, während sie sonst lebensnotwendiges Gewebe zerstören, ist nicht bekannt. Es ist also noch nicht abzuschätzen, inwieweit die neuen Ergebnisse vielleicht nutzbringend eingesetzt werden könnten bei Schlaganfällen, Rückenmarksverletzungen und andere Zuständen, die durch einen schweren Verlust an Neuronen direkt nach einem Unfall gekennzeichnet sind.

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