Meeresschnecken: Schleimangriff verstopft Langustenriecher
Der Seehase, eine Meeresschnecke der Gattung Aplysia – nicht zu verwechseln mit dem Fisch gleichen Namens –, hat seinen Fressfeinden einiges entgegenzusetzen. Die manchmal über einen halben Meter großen, auch als Breitfußschnecken bekannten Weichtiere sind nicht nur gut getarnt, Bitterstoffe in Haut und Verdauungstrakt machen sie zudem für Raubfische ungenießbar. Einige Arten nehmen darüber hinaus mit ihren Futterpflanzen giftige Blaualgen zu sich und speichern deren Giftstoff Aplysiatoxin, der Entzündungen der Haut hervorruft. Trotzdem lassen es sich einige Räuber, zum Beispiel die Kalifornische LangustePanulirus interruptus, nicht davon abhalten, die wehrhaften Meeresschnecken gelegentlich anzuknabbern.
Hat die Languste einen Seehasen in ihrer Gewalt, lernt sie allerdings eine weitere Verteidigungsstrategie kennen (siehe Video): Gegen Zwicken oder Beißen wehrt sich die Schnecke mit einer lila Tintenwolke, die den Angreifer mit einer Mixtur aus Abwehrstoffen und Aminosäuren von der Beute ablenkt. Die Funktion einer zweiten Flüssigkeit, des weißlichen und zähflüssigen Opalins, war bisher aber nicht bekannt. Charles Derby und sein Team von der Georgia State University in Atlanta fanden nun heraus, dass Opalin die Riechorgane der Langusten lahmlegt. Das Sekret polymerisiert beim Kontakt mit Wasser und zieht klebrige Schlieren, die sich in den Langustenantennen verfangen. Die darauf verteilten borstenförmigen Geruchsorgane haben kleine Poren, durch die chemische Reize zu den Rezeptorneuronen gelangen. Sind die Poren durch schleimiges Opalin verstopft, riecht die Languste nichts.
Dass die Funktion von Opalin mit seiner Konsistenz zusammenhängt, begannen die Forscher zu ahnen, als sie Langusten bei der Jagd beobachteten: Die Tiere putzten nach der Abwehrreaktion der Seehasen intensiv ihre Antennen. Daraufhin bepinselten Derby und Kollegen die Antennen von Langusten mit Opalin und gaben als Duftquelle "shrimp juice" ins Wasser, einen für Langusten appetitlichen, filtrierten Brei aus pürierten Garnelen. Bei verschleimten Antennen leiteten die Geruchsrezeptoren keine Signale mehr weiter. Außerdem hörten die Langusten auf, ihre Antennen zu bewegen – eine charakteristische Reaktion auf Beute, die über motorische Neurone in den Riechborsten induziert wird. Die verstopfte Nase des Räubers verschafft dem Seehasen vermutlich Zeit zu entwischen, während die Languste damit beschäftigt ist, ihre Antennen vom Opalinschleim zu befreien.
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