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Sinnesphysiologie: Schmecken wir Kalzium?

Sechs statt fünf Geschmacksrichtungen?
Der Mensch besitzt womöglich noch einen sechsten Geschmackssinn: Nach süß, salzig, sauer, bitter und umami – das für besonders herzhafte, proteinreiche Noten steht – könnte es auch noch einen Sensor für "Kalzium" geben.

Querschnitt einer Rattenzunge | Querschnitt durch eine Rattenzunge: Der Kalziumsinnesrezeptor befinden sich in der zentralen, leuchtend grünen und wie einer Zwiebel geformten Geschmacksknospe.
Zumindest haben ihn Forscher um Michael Tordoff vom Monell Chemical Senses Center in Philadelphia bei Mäusen nachgewiesen. Da Mensch und Nager jedoch eine Vielzahl an Genen teilten, sei es sehr wahrscheinlich, dass auch der Mensch über entsprechende Rezeptoren verfüge, so der Chemiker. Zusammen mit seinen Kollegen entdeckte er zwei entsprechende Bindungsstellen im Zungengewebe der Mäuse – darunter den Kalzium-Rezeptor CaSR, der zuvor schon in Schilddrüse, Niere, Hirn und Verdauungsapparat entdeckt worden war, jedoch neu für die Zunge ist. Die zweite Komponente – T1R3 – galt bislang als Teil des Süß-Sinns, sie dient allerdings ebenso als Andockstelle für Kalzium.

Auf die Spur brachte die Forscher der Vergleich von 40 verschiedenen Mauslinien, von denen 39 größere Kalziummengen verschmähten. Ein Stamm entwickelte dagegen eine Vorliebe für den Stoff und verschlang ihn gierig. Der Abgleich des Erbguts wies dann auf die beiden Rezeptoren hin.

Nun stellt sich die Frage, wie Kalzium geschmacklich einzustufen ist. "Es schmeckt kalziumig", versucht Tordoff zu erklären. "Dafür gibt es keinen besseren Ausdruck. Kalzium ist bitter, aber auch etwas sauer und lässt sich deshalb nicht diesen beiden Richtungen zuordnen." (dl)
  • Quellen
Tordoff, M. et al.: Chemosensation of Calcium. 236th National Meeting of the American Chemical Society, Philadelphia, 17.-21.8.2008.

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