Glaziologie: Schmelzende Gletscher lärmen lauter als Presslufthämmer
Wenn Gletscher kalben, hört man das auch: Das Eis knackt, bricht und stürzt dann rauschend ins Meer, bevor wieder Stille herrscht. Doch die Ruhe herrscht nur oberhalb der Wasserlinie – im Meer selbst beginnt der Lärm erst richtig, wie Erin Pettit von der University of Alaska in Fairbanks und ihre Kollegen aufgezeichnet haben. Das schmelzende Eis macht enge Fjorde, also Gletschertäler, die im Ozean enden, zu den lautesten Gebieten der Weltmeere. Die Geowissenschaftler registrierten in den überwachten Fjorden Ice Bay und Yakutat Bay in Alaska sowie in der antarktischen Andvord Bay Lärmpegel, die konstant bis zu 120 Dezibel erreichten – das entspricht fast dem Wert, den ein startender Düsenjet in 100 Meter Entfernung produziert. Die Geräusche spielten sich zudem in einem Frequenzbereich zwischen 300 und 20 000 Hertz ab, was ungefähr unserem Hörspektrum entspricht.
Verursacht wird der Lärm dabei nicht nur vom Kalben selbst, das kurze Spitzen verursacht. Vielmehr entwickelt sich im Wasser ein permanenter Klangteppich durch die Gase, die ursprünglich im Eis gefangen waren und beim Schmelzen freigesetzt werden: Sie perlen in Blasen aus, die dann zerplatzen, was zu einem lauten Rauschen im Wasser führt. Damit ist der Prozess lautstärker als alles andere, was Forscher bislang im Ozean gemessen haben – inklusive tosender Stürme, die das Wasser aufwühlen, oder künstlicher Quellen wie Schiffsmotoren. Nun fragen sich die Forscher, wie sich diese Lärmbelästigung auf die örtliche Tierwelt auswirkt, da die Geräusche die Kommunikation und das Gehör etwa von Meeressäugern beeinträchtigen könnten.
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