News: Schmerz kitzelt das Belohnungszentrum
Wissenschaftler um Lino Becerra vom Massachusetts General Hospital wollten aufspüren, ob die beiden gegensätzlichen Gefühle vielleicht neuronale Ähnlichkeiten aufweisen, und verfolgten deshalb bei acht Freiwilligen die Gehirnantwort auf einen schmerzhaften Stimulus. Während die Teilnehmer über ein kleines Wärmekissen auf ihren Händen kurzzeitig schmerzhafte Temperaturen ertragen mussten, durchleuchteten die Forscher mithilfe der funktionalen Magnetresonanzspektroskopie das Gehirn der Probanden auf der Suche nach neuronaler Aktivität.
Was sie dabei fanden, erstaunte die Neurologen allerdings. Statt eines erwarteten aktiven Schmerzzentrums meldete sich das Belohnungszentrum als erste Struktur im Gehirn zu Wort. Direkt nach Setzen des Schmerzreizes reagierte diese Gehirnstruktur, während die Strukturen, die mit Schmerz assoziiert sind, erst zeitverzögert in Gang kamen. Nach Ergebnissen des Wissenschaftlerteams zog das Schmerzzentrum erst später während der 25 Sekunden dauernden unangenehmen Wärmebehandlung nach.
"Wir waren sehr überrascht, diese frühen und späten Antworten zu sehen", gesteht Becerra. Kein Wunder, denn beide Areale galten bislang nicht als miteinander verschaltet. Und doch scheinen beide Gefühlsregungen die jeweiligen Endpunkte eines gemeinsamen Spektrums zu sein. Von diesen überraschenden Assoziationen könnten künftig chronische Schmerzpatienten profitieren, die mit Veränderungen der Gehirnstrukturen auf den Dauerreiz reagieren. Doch wie diese Änderung vonstatten gehen, weiß bislang niemand. Als Anhaltspunkt könnte den Forschern dienen, dass die Schmerzpatienten keine freudvolle Aktivität – nicht einmal ein Kinogang – mehr genießen können.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.