Sozialverhalten: Schmerz schweißt zusammen
Mit Schmerzen plagt sich niemand gern. Zumindest für unser Sozialverhalten könnten sie aber auch Vorteile mit sich bringen, wie nun eine Studie von Brock Bastian von der University of New South Wales und seinen Kollegen belegt. In gleich mehreren Versuchen stellten die Forscher fest: Müssen Menschen gemeinsam Schmerzen erdulden, stärkt das nicht nur die Gruppenzugehörigkeit, sondern auch die Kooperationsbereitschaft.
Bastian und sein Team teilten ihre Probanden per Zufall in zwei verschiedene Gruppen ein. Die Mitglieder der einen Gruppe mussten eine etwas unangenehme Aufgabe erledigen – also etwa die Hand in schmerzhaft kaltes Wasser halten –, während die anderen eine vergleichbare Aufgabe ohne Schmerzkomponente absolvierten. Anschließend befragten die Wissenschaftler die Teilnehmer nach ihren Gefühlen gegenüber ihrer eigenen Gruppe. Dabei zeigte sich, dass die Probanden, die gemeinsam mit anderen das schmerzhaftere Prozedere durchlaufen hatten, sich ihren Leidensgenossen stärker verbunden fühlten. Außerdem waren sie auch eher bereit, mit ihren Kollegen zu kooperieren. Das offenbarte ein anderer Versuch, in dem die Probanden anschließend ein Spiel spielten, bei dem sie zusammenarbeiten mussten, um einen möglichst hohen Gewinn für alle zu sichern. Wer es darauf anlegte, konnte sich aber auch egoistisch verhalten und auf Kosten der Gruppe selbst einen Vorteil erlangen. Teilnehmer, die vorher gemeinsam mit anderen gelitten hatten, zeigten sich dabei rücksichtsvoller als solche, die keine unangenehmen Erfahrungen in der Gruppe gemacht hatten.
Die Forscher schlussfolgern daraus, dass gemeinsamer Schmerz oder gemeinsames Leid als eine Art "sozialer Klebstoff" fungiert, der Menschen stärker zusammenschweißt. Um diesen Effekt hervorzurufen, könnte es sogar schon reichen, eine besonders würziges Essen mit seinen Freunden zu genießen, erklärt Bastian. Auch das konnten die Forscher nämlich im Experiment belegen – mit extrem scharfen Chilischoten.
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