Im Medizinschrank: Paracetamol, Schmerzmittel mit Dosisgrenze
Tabletten gegen Kopfweh und Magenschmerzen, Salben für Brandwunden und Sportverletzungen – eine ordentliche Hausapotheke ist umfassend ausgestattet. Doch was für Wirkstoffe stecken eigentlich in den Medikamenten? Welche Mittel helfen wirklich, was ist umstritten? Und gibt es vielleicht eine gesündere Alternative? Wir werfen regelmäßig einen Blick auf die Mittel im Medizinschrank. Dieses Mal: Paracetamol.
Wie viele haben das zu Hause?
Paracetamol senkt bei Kindern das Fieber, dämpft bei Frauen die Regelschmerzen und hilft gegen Zahn- und Kopfweh. Weil es als Tablette, Zäpfchen, Kapsel, Sirup und Saft die Schmerzen aller Familienmitglieder lindern kann, haben es fast alle zu Hause. In jedem Quartal verwendeten rund 35 Millionen Deutsche rezeptfreie Schmerzmittel, nach Ibuprofen ist Paracetamol das zweitliebste. 2017 generierte es rund 59 Millionen Euro Umsatz.
Wie wirkt das und wie gut?
Ist Gewebe verletzt oder entzündet, schüttet es Prostaglandine aus – eine Art biochemischer Hilfeschrei. Diese Schmerzmediatoren machen Nervenzellen empfindlicher und erhöhen den Sollwert für die Körpertemperatur. Paracetamol hemmt die Bildung der Prostaglandine, was Schmerzempfinden und Fieber herabsetzt. 30 bis 60 Minuten nach Einnahme einer Tablette ist die Wirkung am stärksten und hält vier bis sechs Stunden. Zäpfchen brauchen länger.
Die perfekte Hausapotheke
- Hinein sollten auf jeden Fall: sterile Kompressen, Mullbinden, Verbandpäckchen und -watte. Ebenso diverse Pflaster, ein Dreiecktuch und Klammern, um Verbände festzustecken. Zudem ist es sinnvoll, eine Schere, ein Fieberthermometer, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel parat zu haben.
- Hilfreich sind die Regeln für erste Hilfe und eine Liste mit den wichtigsten Rufnummern (112, ärztlicher und zahnärztlicher Bereitschaftsdienst, Apothekennotdienst). In einer Notsituation vergisst man solche Nummern schnell.
- Standardmedikamente sind Mittel gegen Herpes, Sodbrennen, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Fieber, Halsweh, Kopfschmerzen. Ebenso ratsam: Salben, die Brand- oder Sportverletzungen lindern.
- Verschreibungspflichtige Arzneien wie zum Beispiel Blutdruckmittel oder Opiate gehören hingegen nicht in die Box.
- Dunkel, kühl und trocken – so ist der perfekte Ort für die Hausapotheke. Bestenfalls steht sie also im Schlafzimmer oder Flur, nicht im Bad oder in der Küche.
- Um Kinder zu schützen, sollte die Box abschließbar sein.
- Für was war das noch gleich? Notizen auf der Verpackung und die Beipackzettel helfen.
- Und wichtig: Prüfen Sie mindestens einmal im Jahr, ob noch alles drin und haltbar ist.
Was sind häufige Nebenwirkungen?
Weil sogar Babys Paracetamol bekommen dürfen, erscheint es harmlos. Die Höchstdosis ist jedoch keinesfalls zu ignorieren, weil sonst lebensbedrohliche Komplikationen drohen. Bei korrekter Dosierung vertragen die meisten Paracetamol; Nebenwirkungen wie Leberschäden, Schwellungen, Asthma, Blutgerinnungsstörungen und Hautausschlag sind selten. Leberkranke dürfen Paracetamol nicht nehmen. Seit 2018 muss auf der Verpackung stehen, dass die Selbstmedikation nie länger dauern darf, als in der Packungsbeilage steht.
Was ist die Alternative?
Schmerzmittel mit Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure (ASS) sind ebenfalls ohne Rezept erhältlich. Alle drei wirken stärker gegen Entzündungen als Paracetamol. Die Wahl des Wirkstoffs hängt von der Art der Schmerzen ab – im Zweifel in der Apotheke nachfragen.
Wann sollte man doch zum Arzt gehen?
Schmerz ist eine Sinneswahrnehmung, die zeigt, dass im Körper etwas nicht in Ordnung ist. Bei starken Schmerzen und hohem Fieber muss man einen Arzt aufsuchen. Die Ursache der Beschwerden verschwindet durch Schmerzmittel meist nicht.
Alle Teile der Serie finden Sie auf der Sammelseite »Im Medizinschrank«.
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