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News: Schmerzmittel gegen Alzheimer?

Könnten solch gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen, die es in jeder Apotheke zu kaufen gibt, die Grundlage für zukünftige Behandlungen der Alzheimer-Krankheit sein? Immer mehr Hinweise untermauern den Verdacht, so auch eine neue Studie, die mit entzündungshemmenden Medikamenten die Plaquebildung im Gehirn von Mäusen unterbindet und somit die degenerative Erkrankung des Gehirns blockiert.
Die ersten Anzeichen sind kaum spürbar: Leichte Vergesslichkeit, Orientierungsprobleme und öftere Geistesabwesenheit können Vorboten eines schleichenden degenerativen Prozesses im Gehirn des Betroffenen sein. Die bereits Anfang des letzten Jahrhunderts von Alois Alzheimer beschriebene Hirnerkrankung entsteht durch die Anhäufung fehlerhaft gefalteter Proteine – den so genannten Amyloiden – und dem daraus bedingten Abbau der Nervenzellen.

Zwar sind bereits einige Medikamente gegen die heimtückische Altersdemenz auf dem Markt, aber frei von Nebenwirkungen sind sie nicht. Denn sie agieren mit allen vorhandenen Amyloidproteinen, statt sich nur der schädlichen Vertreter anzunehmen. Dies könnte in Zukunft besser werden, betrachtet man die Studienergebnisse von Edward Koo und seiner Arbeitsgruppe an der University of California in San Diego.

Die Beobachtung älterer Schmerzpatienten brachte die Wissenschaftler auf eine Idee. Denn erhielten diese Entzündungshemmer gegen chronische Entzündungsreaktionen – wie Arthritis –, milderten sich die Alzheimersymptome. Darauf aufbauend untersuchte Koo mit seinen Kollegen die Wirkung der handelsüblichen Schmerzmittel auf den Krankheitsprozess bei Mäusen und in kultivierten menschlichen Zellen. Hierbei beobachteten die Forscher, dass spezielle Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAIDs (non-steroidal anti-inflammatory drugs) die fehlerhafte Faltung der gefährlichen Amyloide verhindern konnten. Stattdessen produzierten die Zellen einen harmlosen Vertreter aus der Amyloidfamilie.

Auch konnten die Forscher keine schädlichen Nebenwirkungen der Behandlung feststellen, da die NSAIDs mit anderen Gehirnproteinen nicht reagierten. Trotz der vielversprechenden Studienergebnisse seien die experimentellen Ergebnisse nicht so einfach auf den Menschen übertragbar, warnt Koo. "Dies bedeutet nicht, dass es sicher ist, diese Medikamente zur Behandlung von Alzheimer zu nehmen", sagte Koo. Denn bis ein Effekt auftrete, müsste man täglich 16 Tabletten Ibuprofen schlucken – viel mehr als die empfohlene sichere Dosis.

Aber indem sie nun nach verwandten Komponenten von NSAIDs suchen, hoffen die Forscher, ein neues Anti-Alzheimer-Medikament zu entwickeln, das die Plaquebildung im Gehirn aufhält und gleichzeitig ohne die giftigen Nebenwirkungen bisher käuflicher Alzheimermittel auskommt. Doch so einfach dürfte dies nicht werden, warnt Michael Garavito von der Michigan State University in East Lansing. Bevor der Auslöser der Altersdemenz nicht zweifelsfrei feststeht, so meint er, werden auch die Schmerzmittel als Therapie eher auf wackeligen Füßen stehen.

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