Kommunikation im Tierreich: Schmetterlinge rufen Zweideutiges
Die Männchen des in Asien beheimateten Schmetterlings Conogethes punctiferalis stoßen einen Ruf mit gleich zwei unterschiedlichen Botschaften aus. Zunächst simulieren sie darin mit kurzen Ultraschall-Tonpulsen die Jagdrufe ihrer Todfeinde, der Fledermäuse – womit sie alle in der Umgebung flatternden Schmetterlingsmänner er- und abschrecken. Die zweite, aus längeren Tonpulsen zusammengesetzte Phase des Rufs richten sie dann an weibliche Artgenossen, um sie mit der Botschaft paarungswillig zu machen, berichten Forscher des japanischen National Institute of Fruit Tree Science. Das Team interessiert sich für die zu den Zünslerfaltern zählenden Tiere, weil sie bedeutende Fraßschädlinge zum Beispiel an Obstbäumen sind.
Dass Schmetterlinge mit einem Ruf gleichzeitig Weibchen animieren und mögliche konkurrierende Männchen vertreiben, ist überraschend, wenn man sich die allmähliche Evolution der Rufe vor Augen führt: Zunächst entwickelten die Tiere Hörorgane, mit denen sie die Jagdrufe ihrer Feinde erkennen konnten, um dann nachträglich Rufe zu erfinden, die mit den nun schon vorhandenen Tympanalorganen – den Schmetterlingsohren – wahrnehmbar waren. Dass solche Rufe Männchen abschrecken können, liegt nahe; wie aus einem dem Fledermausruf ähnlichen Schmetterlingston der Lockruf für Weibchen wurde, ist aber schwerer nachzuvollziehen.
Die Weibchen reagieren auf die Rufe allerdings auch mit einer Reaktion, die als Erschrecken oder Sturzflugeinleitung gedeutet werden kann, beschreiben die Forscher: Sie spreizen ihre Flügel ab, so wie sie es vermutlich bei einem Notfall-Ausweichmanöver bei einer möglichen Luftattacke täten. Tatsächlich aber ist das kein weibliches Schreckverhalten, sondern ein notwendiges Vorspiel zur Paarung: Ohne die abgespreizten Flügel des Weibchens gelingt keinem kopulationswilligen Männchen der ausreichend nahe Körperkontakt zur Partnerin.
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