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Chemische Verteidigung: Schneeflöhe machen sich einzigartig ungenießbar

Schneeflöhe sind einfallsreiche Biochemiker: Ihre Zellen produzieren Substanzen, die sonst nirgendwo vorkommen. Ihren Feinden schmeckt das gar nicht.

Im Februar und März bilden Schneeflöhe millionenköpfige winterharte Kolonien in Schnee und Matsch und ernähren sich in diesem besonderen Habitat von Mikroorganismen. Dabei locken die zu den Springschwänzen zählenden kleinen Insekten natürlich auch eigene Feinde an: Spinnen, Hundertfüßler, Milben und Pseudoskorpione möchten sich an ihnen gütlich tun. Dann hilft nur die Flucht mit Hilfe des typischen Sprungschwanzes – und eine biochemisch einzigartige Verteidigung, die nun Forscher aus Braunschweig und Kiel aufgedeckt haben.

Schneeflöhe und Sigillin | Schneeflöhe produzieren eine ganz besondere Substanz zur Abschreckung ihrer Fressfeinde.

Auch verwandte Arten nutzen zur Abschreckung dienende Repellents, die Schneeflöhe setzen aber auf eine neue, ganz eigene Naturstoffklasse, die von den Forschern nun genauer identifiziert werden konnte und nach dem wissenschaftlichen Namen der Tiere (Ceratophysella sigillata) "Sigilline" getauft wurde. Spektroskopische Analysen und Röntgenkristallografie enthüllten die Substanzen als polychlorierte Octahydroisocumarine: Ein Gerüst aus zwei Kohlenstoff-Sechserringen trägt hier je nach Variante mehrere Chloratome, das hungrige Feinde abschreckende Sigillin A ist zudem auch eine in der Natur sehr seltene Trichloromethylcarbinol-Gruppe. Die Wirkstoffe müssen in den Schneeflohzellen über einen recht komplexen Stoffwechselweg hergestellt werden, über den sich die Forscher ebenfalls Gedanken gemacht haben: Am wahrscheinlichsten werden die verschiedenen Bausteine aus gängigen Molekülen nach und nach an das Grundgerüst der Sigilline angehängt.

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