Psychopharmaka: Schneller Aufheller
Ein Antidepressivum hilft normalerweise frühestens nach zwei Wochen. Ein alternativer Wirkstoff benötigt dagegen nur fünf Tage, um depressive Symptome merklich abzuschwächen, entdeckten Forscher um Stephanie Dulawa von der University of Chicago bei Experimenten an Mäusen.
Die Wissenschaftler lösten bei den Nagern zunächst depressionsartiges Verhalten aus: So zwangen sie sie etwa, in einem Wasserzylinder zu schwimmen. Dieser so genannte "Forced Swim Test" verringert nach einiger Zeit den Antrieb der Mäuse: Nach erfolglosen Fluchtversuchen geben sie offensichtlich frustriert auf und halten nur noch ihren Kopf über Wasser.
Nach dieser Prozedur behandelten die Wissenschaftler die Tiere mit einem Serotonin-2C-Antagonisten – ein Wirkstoff, den man bisher noch kaum isoliert getestet hat. Er blockiert Rezeptoren für den Botenstoff Serotonin. Dadurch gelangt mehr von einem zweiten Transmitter in den Hirnstoffwechsel: das stimmungsaufhellende Dopamin.
Tatsächlich ging es den Mäusen schon nach fünf Tagen merklich besser. Die Tiere schwammen wieder länger im Wasserzylinder, zeigten also stärkeren Antrieb. Damit scheint der Serotonin-2C-Antagonist vergleichbar gut zu wirken wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) – gängige Antidepressiva, die den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen. Diese belebten die Mäuse jedoch erst nach zwei Wochen ähnlich stark wie der jetzt erforschte Wirkstoff.
Wie eine anschließende Untersuchung der Mäusegehirne ergab, hatte die Behandlung mit dem Serotonin-2C-Antagonisten die Dendriten – Fortsätze von Nervenzellen – im präfrontalen Kortex vermehrt wachsen lassen. Dieser Effekt tritt ebenfalls bei selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern auf. Nun soll der Wirkstoff an menschlichen Probanden getestet werden.
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