News: Schnuppern und Schnüffeln
Gabrieli und seine Kollegen studierten die Hirnaktivitäten von Versuchspersonen, die wach waren und auf Anweisungen reagierten. Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie zeichneten sie den verstärkten Sauerstoffumsatz in den einzelnen Bereichen auf. Nach Abzug aller Aktivitätsmuster, die durch andere Tätigkeiten verursacht wurden, blieben die spezifischen Signale für Schnüffeln und Riechen übrig.
Wenn die Versuchspersonen in der Luft schnüffelten, ohne daß irgendein Geruchsstoff anwesend war, zeigte sich im Bereich des Piriform Cortex die größte Aktivität. Gab es jedoch wirklich etwas zu riechen, wurde im Frontallappen mehr Sauerstoff umgesetzt. An mehreren Stellen überlappen sich die aktiven Zentren. Gabrieli sieht den Grund darin, daß der Schnüffelvorgang das Riechen auslöst. "Natürlich ist unsere Nase die ganze Zeit über offen. Aber wir können es dennoch mit dem Öffnen der Augen vergleichen. Es läßt sich als Vorwarnung, daß gleich ein Geruch folgt, verstehen – eine Art Mechanismus, um Aufmerksamkeit zu erlangen."
"Einige Leute lachten mich aus, als ich ihnen dies erklärte, aber zur Demonstration benutze ich das Beispiel einer öffentlichen Bedürfnisanstalt", erzählt Gabrieli. "Erst mit dem ersten Schnüffeln haut Sie der Geruch wirklich um. Wenn Sie nicht intensiv einatmen, nehmen Sie den Geruch nicht richtig wahr."
Nach Aussage der Forscher ist dabei nicht die Bewegung der Nasenmuskulatur entscheidend, sondern der Luftzug durch die Nase. Ein versuchtes Schnüffeln mit zugehaltenen Nasenlöchern wirkt nicht alarmierend auf das Gehirn, wohl aber ein Luftstrom, der hineingeblasen wird. Ein guter Wind sollte es ebenfalls tun.
Gabrieli spricht noch eine ernste Anwendung seiner Forschung an: Viele Menschen verlieren ihre Fähigkeit zu riechen. Manchmal sind dies frühe Anzeichen einer Erkrankung an Parkinson oder Alzheimer. Mit der Unterscheidung zwischen Schnüffeln und eigentlichem Riechen lassen sich die Ursachen des Sinnesverlustes nun besser eingrenzen.
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