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Hydraulik: Schon Maya bauten Druckwasserleitungen

Reid Fellenbaum, Pennsylvania State University
Chichén Itzá, Tikal, Palenque – die Orte stehen für Meisterwerke der Maya-Architektur. So gut der Ruf der Maya-Baumeister war, so schlecht war bis jetzt der ihrer Ingenieure, denn die beeindruckenden Pyramiden entstanden in erster Linie dank massenhaft verfügbarer Arbeitskraft. Doch nun lieferten Forscher den Beweis für eine echte Maya-Ingenieursleistung in Palenque im südlichen Mexiko: Die Nutzung von langen Wasserleitungen, die unter hohem Druck standen.

Ein Team von Anthropologen und Hydrologen um Christopher Duffy von der Pennsylvania State University untersuchten Leitungen, die unter den Plätzen von Palenque verliefen. Bei einer stellten sie fest, dass sie zunächst stark abfällt, und sich dann der Durchmesser der Leitung um das Zwanzigfache verengt – das Resultat: Wasser würde unter starkem Druck aus der Öffnung strömen. Laut Duffys Berechnungen hätte die Leitung das Wasser bis zu sechs Meter senkrecht nach oben pumpen können – nur durch hydraulischen Druck.

Für präkolumbische Völker, die nicht einmal das Rad erfanden, sei dieser Fund geradezu revolutionär, so die Forscher, zumal die Maya das Phänomen des Wasserdrucks in der Natur nicht beobachten konnten. Duffy und Kollege Kirk French kommen daher zu dem Schluss, dass allein der große Platzmangel in der beengten Tallage von Palenque die Maya mit Wasserdruck experimentieren ließ. Palenque erreichte in der Zeit zwischen 250 und 600 n. Chr. seine größte Ausdehnung, bevor es vermutlich um das Jahr 800 verlassen wurde.

Welchem Zweck die raffinierte Wasserleitung einst diente, gibt den Forschern allerdings noch Rätsel auf: Bei geschlossenem Ventil hätten die Palencanos 68000 Liter Wasser unterirdisch speichern können. Ebenso gut möglich wäre aber, dass sie die Vorrichtung als hübschen Springbrunnen nutzten.

Claudia Reinert

Journal of Archaeological Science 37:5, 2010

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