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News: Schrottalarm auf der ISS

Am Abend des 12. März 2009 mussten die drei Mitglieder der Stammbesatzung der Internationalen Raumstation ISS in die angedockte Raumkapsel Sojus flüchten und sich für eine Notrückkehr zur Erde vorbereiten. Der Grund: Ein rund 13 Zentimeter großes Trümmerstück einer ausgebrannten Raketenoberstufe näherte sich um 17:39 Uhr MEZ bis auf weniger als 4,5 Kilometer der ISS an. Es handelt sich dabei aber nicht um ein Bruchstück der Satellitenkollision vom 10. Februar 2009, bei dem ein russischer Kosmos- und ein US-amerikanischer Iridium-Satellit zusammenprallten.

Eine derartig dichte Annäherung von Weltraumschrott löste bei den ISS-Missionskontrollzentren in Houston, Texas, und Moskau einen so genannten "Red threshold late notice conjunction threat alert" aus, der so viel bedeutet wie "Roter Alarm wegen einer spät erkannten Annäherung mit Unterschreiten der Sicherheitsgrenze". Tatsächlich war die Vorwarnzeit zu kurz, um durch Zündung der Manövrierdüsen die Raumstation auf eine geringfügig andere Bahn zu lenken, wo das Trümmerstück in sicherem Abstand vorbeiziehen würde.

Eine Sojus-Raumkapsel beim Anflug auf die Internationale Raumstation | Mit dieser Raumkapsel vom Typ Sojus-TMA, hier beim Anflug auf die Internationale Raumstation ISS am 24. Oktober 2008, wären die drei Astronauten der Stammbesatzung im Falle einer Kollision der ISS mit Weltraumschrott in einer Notlandung zur Erde zurückgekehrt.
Im Fall einer zu dichten Annäherung von Weltraumschrott, in dessen Nähe sich auch noch weitere kleinere und nicht mit dem Radar erfassbare Trümmerstücke befinden könnten, flüchten die Astronauten an Bord in die als Rettungskapsel angedockte Sojus-Raumkapsel und bereiten sich auf eine Notlandung auf der Erde vor. Diese Notevakuierung war die erste in der Geschichte der ISS und weist auf die Problematik des immer stärker mit Trümmerteilen verseuchten erdnahen Weltraums hin.

Die Vorbereitung zum Ablegen von der ISS waren so weit gediehen, dass die Mannschaft nur noch die Luke zur ISS schließen musste, um im Falle einer Kollision losfliegen zu können. Vorher hatten sie wie im Notfallprotokoll vorgeschrieben, alle Drucktüren zwischen den Modulen geschlossen und die Schutzklappen der Fenster aktiviert. Hätte das Trümmerstück bei einer möglichen Kollision eines der Druckmodule der ISS durchlöchert, so hätte die Station wohl aufgegeben werden müssen.

An Bord der ISS befinden sich derzeit als Stammbesatzung die beiden US-Astronauten Mike Fincke und Sandra Magnus und der russische Kosmonaut Juri Lonschakow. Schon etwa zehn Minuten nach der dichtesten Annäherung des Weltraumschrotts konnten sie die Sojus-Raumkapsel wieder verlassen, die Drucktüren in der ISS öffnen und die abgeschalteten Systeme wieder hochfahren. Während der dichtesten Annäherung des Bruchstücks hielten die Raumfahrer nach ihm Ausschau, konnten aber nichts entdecken.

Tilmann Althaus

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