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News: Schüchternes Pflänzchen bevorzugt 'flotten Dreier'

Viele Pflanzen können sich bei der Bestäubung wie der Samenverbreitung auf Tiere oder den Wind verlassen. Aber manche Pflanze hat es eben nicht ganz so einfach - so beispielsweise die tasmanische Richea scoparia. Sie lebt in einer sehr unwirtlichen Welt und hat sich zum Schutz ihrer Pollen einen 'Keuschheitsgürtel' zugelegt. Dieser besteht aus einer stabilen Kapsel aus verwachsenen Blütenblättern. Doch wie kommen die Bienen und Fliegen, wenn sie ihrer Aufgabe der Bestäubung nachkommen wollen, an den Pollen, wenn dieser so gut geschützt ist? Dies gelingt nur mit einem 'flotten Dreier', mithilfe einer Echse.
Die meisten Blütenpflanzen offenbaren ihre Bereitschaft zur Bestäubung, indem sie ihre Blüten öffnen und mit prächtigen Farben und charakteristischen Düften ihre "Partner" anlocken. Bei Richea scoparia, einem in Tasmanien heimischen Busch der Bergregion, ist die Sache ein wenig anders, wie jetzt die Biologen um Mats Olsson von der University of Sydney festgestellt haben (Biological Journal of the Linnean Society vom Oktober 2000). Die Pflanze gehört zu den Epacridaceae, Erika-artigen Sträuchern mit winzigen bis mittelgroßen, immergrünen Blättern. Auf der Spitze des Berges Mount Wellington in Tasmanien, wo man sie antrifft, herrschen zum Teil sehr raue und eisige Winde mit antarktischer Luft und unvorhersehbaren Schneefällen – und das sogar im Hochsommer. Dieser Umstand hat wohl dazu geführt, dass die Pflanze eine sehr stabile Hülle aus verwachsenen Blütenblättern entwickelt hat, der ihre Pollenbehälter und die anderen Fortpflanzungsorgane schützen kann, bis sie für die Bestäubung durch Bienen und Fliegen gebraucht werden.

Richea scoparia ist nicht ganz auf die Bestäubung durch Bienen oder Fliegen angewiesen. Aber wie die Wissenschaftler festgestellt haben, erzeugen Pflanzen, die sich selbst bestäubt haben, faulige und minder qualitative Samen. Die Schutzhülle der Blütenblättern ist jedoch zu stabil, als dass bestäubende Tiere sie durchdringen könnten. Auch öffnet die Pflanze sie nicht freiwillig, wie beispielsweise andere Blütenpflanzen bei Sonnenschein, denn dann besteht immer noch das Problem des starken Windes. Wie die Biologen berichten, kommt Richea scoparia ein weiteres Tier zu Hilfe. Eine ebenfalls nur in Tasmanien vorkommende Echsenart aus der Familie der Skinke, Niveoscincus microlepidotus, ist am Nektar der Pflanze interessiert. Sie ist auf Pflanzen spezialisiert, die überdurchschnittlich viel Nektar liefern. Der Skink kann die Blütenblätter der Pflanze aufreißen und wird dann, wenn er sie anbeißt, mit austretendem Nektar belohnt. Nach dem Besuch der Echse können die Bienen zur eigentlichen Bestäubung der Pflanze an Pollen und Narbe gelangen.

"Jeder Mechanismus, der die Blütenblätter bei gutem Wetter öffnet, müsste auch in der Lage sein, den kräftigen und eisigen Winden widerstehen zu können", sagt Richard Shine, ein Kollege von Olsson. "Dieser Strauch hat dieses Problem gelöst, indem er ein Tier angeworben hat, das genau weiß, wann es Momente guten Wetters gibt. Denn dieser Skink kommt auch nur aus seiner Höhle, wenn es warm ist. So ist die Öffnung der Blüten des Strauches mit dem Zeitplan der sonnenliebenden Bienen und Fliegen, von denen er bestäubt wird, synchronisiert." Dass diese Zusammenarbeit bei der Bestäubung Vorteile hat gegenüber der Selbstbestäubung, zeigen die Untersuchungen der Biologen ebenfalls: 57 von 60 Früchten von Pflanzen, die mithilfe der Echse bestäubt wurden, setzten erfolgreich ihre Samen frei, dagegen wurden bei 60 Früchten von Pflanzen, deren Blütenkelche nicht von dem Skink aufgebissen wurden, kein einziger Samen erzeugt. Nach Meinung der Wissenschaftler zeigt sich hier ein ungewöhnlicher Fall von Koevolution, bei dem sich Pflanze und Tier miteinander entwickelt haben.

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