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Pisa 2006: Schüler gut in Naturwissenschaften, aber wenig interessiert

Nachdem erste Daten bereits bekannt geworden waren, gab die OECD am 4. Dezember die vollständigen Ergebnisse der Pisa-Studie 2006 heraus. Wie bereits gemeldet, konnte Deutschland seinen Platz in der internationalen Rangliste verbessern und liegt nun 16 Punkte über dem Gesamtdurchschnitt. Im Vergleich zu Finnland, das den ersten Platz belegt, hinken die deutschen Schüler im diesjährigen Schwerpunkt Naturwissenschaften allerdings eineinhalb bis zwei Jahre in der Kompetenzentwicklung hinterher.

Die Leistungen der 15-Jährigen sind zudem im internationalen Vergleich immer noch weit gestreut, wobei in den Spitzen-, aber auch den schlechtesten Gruppen der Anteil über dem Durchschnitt liegt. Hier zeigt sich zudem ganz klar der Einfluss der Schulform: Während Gymnasiasten überdurchschnittlich gut in den Naturwissenschaften abschneiden, erreichen an integrierten Gesamtschulen fast ein Fünftel und an Hauptschulen beinahe vierzig Prozent nicht einmal das geforderte Basisniveau. Dazu passt, dass insbesondere an diesen Schulen viele naturwissenschaftliche Lehrerstellen unbesetzt sind und es an materieller Ausstattung fehlt.

Bemerkenswert ist, dass fast die Hälfte der in Naturwissenschaften hochkompetenten Jugendlichen sich kaum dafür interessiert. Dies zeigt sich auch in der Angabe der beruflichen Erwartungen, die erstmals abgefragt wurden: Während im OECD-Schnitt ein Viertel der Jugendlichen sich später in einem naturwissenschaftlichen Berufsfeld sah, bekundeten das in Deutschland nur 18,4 Prozent. Obwohl in Deutschland in den Schulen mehr Aktivitäten zur Berufsorientierung wie Projekttage oder Berufspraktika stattfinden als in den meisten anderen Ländern, bleiben die naturwissenschaftlichen Disziplinen in der Wahrnehmung zurück. Das beste und umfassendste Angebot findet sich auch hier an den Gymnasien. Einen Einfluss hat weiterhin, insbesondere bei Jungen, der Beruf der Eltern.

Hinsichtlich der Lesekompetenz schneiden die deutschen Schüler durchschnittlich ab, wobei hierzulande die Streubreite der Ergebnisse die aller anderen Teilnehmer übersteigt. Obwohl sich die Resultate im Vergleich zu Pisa 2000 massiv gesteigert haben, findet sich ein Fünftel der Jugendlichen noch immer im untersten Kompetenzbereich wieder. Auch in der Mathematik rangiert Deutschland in der Mitte mit ebenfalls hoher Leistungsstreuung und einem Fünftel in den untersten Niveaus. Der Einsatz von Computern im Umterricht kommt immer noch vergleichsweise kurz: Während nur dreißig Prozent der deutschen Schüler davon berichten, liegt der OECD-Schnitt bei 56 Prozent.

Noch immer spielt die soziale Herkunft der Jugendlichen eine entscheidende Rolle für ihre schulischen Leistungen – wenn sich der Zusammenhang auch im Vergleich zu den vergangenen Jahren etwas abgeschwächt hat. Gerade bei den Spitzenländern Finnland, Kanada oder Japan ist diese Korrelation hingegen kaum ausgeprägt. In Deutschland bestimmt der soziale Hintergrund weiterhin entscheidend, welche weiterführende Schulform besucht wird – insbesondere bei Gymnasien. Und auch ein Migrationshintergrund hängt hierzulande übermäßig stark mit schlechteren Leistungen zusammen, insbesondere wenn er mit mangelhaften Sprachkenntnissen einhergeht. Hier herrscht also ganz offenbar noch gewaltiger Handlungsbedarf. (af)

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