Online-Sicherheit: Schützen Jugendschutz-Apps wirklich?
Sicher im Netz unterwegs – das ist das Versprechen hinter einer schwer überschaubaren Vielzahl von Apps, die Kinder und Jugendliche vor gefährlichen Inhalten bewahren sollen. Tatsächlich aber könnten solche Anwendungen mehr schaden als nützen. Darauf deuten jetzt jedenfalls zwei Studien hin, die Ende April 2018 auf der Konferenz für Menschliche Faktoren in Computersystemen der US-Gesellschaft für Rechenmaschinen vorgestellt werden. In einer Studie kommt die Arbeitsgruppe um Pamela Wisniewski und Arup Kumar Ghosh von der University of Central Florida zu dem Schluss, dass die Apps die Gefahr, mit problematischen Inhalten in Kontakt zu kommen, sogar etwas erhöhen.
Dazu befragten sie 215 Teenager aus den USA und deren Eltern. Nach ihren Ergebnissen senkt dagegen direkte Interaktion und Kontrolle der verwendeten Inhalte das Risiko – unabhängig davon, ob zusätzlich digitale Anwendungen eingesetzt werden. Wie Wisniewski und Ghosh berichten, nutzen eher autoritär erziehende Eltern bevorzugt solche Apps. Die Anwendungen seien in vielen Fällen wohl vor allem Instrumente, um den Nachwuchs zu kontrollieren.
Das deckt sich, wie die zweite Studie der beiden nahelegt, mit der Wahrnehmung der Jugendlichen. In einer Analyse von mehr als 700 Online-Reviews von Jugendschutz-Apps fanden Wisniewski und Ghosh, dass nahezu vier von fünf Kindern und Jugendlichen den Apps zwei oder weniger Sterne von fünf möglichen gaben. Laut den beiden Forschern entzündete sich die Kritik der Bewertenden überwiegend an drei Auswirkungen solcher Anwendungen: Sie würden ihre Privatsphäre verletzen, sie außerdem wegen des eingeschränkten Zugriffs sogar an Arbeiten für die Schule hindern und nicht zuletzt das Vertrauensverhältnis zu den Eltern beschädigen.
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