Depression: Schützt ein Hausarzt-Routinescreening bei Depressionen?
Etwa zwölf Prozent aller Erwachsenen in Deutschland erkranken im Lauf ihres Lebens einmal an einer Depression. Ärzte und Psycholgen hoffen die Erkrankung umso besser behandeln zu können, je eher sie Anzeichen dafür bei einem Patienten erkennen. In wenigen Ländern wie etwa Japan oder Kanada experimentieren Gesundheitsbehörden daher seit einigen Jahren vereinzelt mit Programmen zur Früherkennung: Dabei lassen beispielsweise Hausärzte ihre Patienten bei Routinebesuchen regelmäßig Fragebögen ausfüllen, die Aufschluss über eine mögliche Depression geben sollen. Ungeklärt ist bislang allerdings, ob damit Betroffenen geholfen werden kann – etwa weil der Hausarzt auf Grund der gesammelten Indizien eine gründliche Diagnose beim Fachmann anfordert und eine erkannte Erkrankung dann schneller behandelt wird, bevor die Symptome sich verschlimmern. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat das nun in einer Metaanalyse untersucht, bei der Daten aus sieben kleineren Studien gesammelt auswertet wurden, und kommt zu einer unbefriedigenden Schlussfolgerung: Es bleibt unklar, ob ein derartiges Depressionsscreening wirklich helfen kann.
Bei der Auswertung haben die Mediziner unter anderem berücksichtigt, ob die vom Hausarzt befragten Patienten seltener als nicht gescreente Personen Suizidversuche unternommen haben. Zudem ermittelten sie den Einfluss des Screenings auf die Häufigkeit und die Ausprägung von Symptomen von später diagnostizierten Depressionen. Unter dem Strich fanden die Experten aber keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Programme für depressionsgefährdete Personen einen Vorteil haben. Dies könne, schränken die Forscher ein, auch an der noch zu geringen Menge an vergleichbaren Daten liegen – eine generelle Empfehlung für die Einführung solcher Screeningverfahren können jedoch derzeit nicht ausgesprochen werden.
Dies liegt auch daran, dass ein nicht fachgerechtes Screening auf Depressionen sogar Nachteile mit sich bringen kann: etwa wenn ein »falsch positives« Resultat einem Gesunden zu Unrecht eine Depression attestiert und für unnötige Belastungen sorgt. Vor allem verschiedene zuletzt zunehmend beliebte Gesundheits-Apps, die womöglich keiner fachlichen Qualitätskontrolle unterzogen sind, können Probleme eher verschärfen.
Wege aus der Not
Wenn Sie Hilfe brauchen, verzweifelt sind oder Ihnen Ihre Situation ausweglos erscheint, dann wenden Sie sich bitte an Menschen, die dafür ausgebildet sind. Dazu zählen zum Beispiel Ihr Hausarzt, Psychotherapeuten und Psychiater, die Notfallambulanzen von Kliniken und die Telefonseelsorge.
Die Telefonseelsorge berät rund um die Uhr, anonym und kostenfrei unter den Nummern: 0800 1110111 und 0800 1110222 sowie per E-Mail oder im Chat.
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