Historische Astronomie: Schwarze Sonne über Ithaka
Die Rückkehr des König Odysseus endete in einem Blutbad: Ohne Gnade streckte der tot geglaubte Herrscher all jene nieder, die sich in seinem Palast breit gemacht hatten und um die Hand seiner Gattin Penelope anhielten. Doch die Freier hätten gewarnt sein können: Der Seher Theoklymenos, berichtet Homer in seinem Epos "Odyssee", hatte ihnen ihr dunkles Schicksal prophezeit, jedoch nur Hohn und Spott geerntet. Seine Mahnung schloss mit den Worten: "Die Sonne ist am Himmel erloschen, und rings herrscht schreckliches Dunkel!"
Zwischen diesen Zeilen glauben manche, die Beschreibung einer totalen Sonnenfinsternis herauslesen zu können, doch ist diese Interpretation sehr umstritten. Forscher um Constantino Baizoukis von der Rockefeller Universität in New York durchforsteten die Odyssee deshalb nach weiteren astronomischen Hinweisen – und wurden fündig: So erschien etwa vor der Abreise Odysseus’ von der Insel Ogygia der Götterbote Hermes, um eine Botschaft zu übermitteln und wieder kehrt zu machen – womöglich eine versteckte Anspielung auf die Bewegungen des Planeten Merkur? Dem Philosophen Platon war der Himmelskörper jedenfalls als "Stern des Hermes" bekannt. Unklar ist allerdings, ob bereits Homer von diesem Namen wusste.
Andere Passagen sind eindeutiger: Beim Aufbruch von Ogygia gibt die Nymphe Kalypso Odysseus den Rat, sich am Siebengestirn und dem Sternbild Bärenhüter zu orientieren. Einige Tage später erblickt der König dann die hoch stehende Venus am Firmament und in der Nacht vor der Ermordung der Freier beschreibt Homer in seinem Epos Neumond über Ithaka – Voraussetzung für eine totale Sonnenfinsternis.
Da diese aufeinander folgende Konstellation astronomischer Begebenheiten sehr selten ist, prüften die Forscher, ob sie zur Zeit der historischen Ereignisse überhaupt auftrat, wobei sie sich am Fall Trojas orientierten. Aus historischen Quellen und heutigen archäologischen Kenntnissen ergab sich ein Zeitfenster von 135 Jahren. Nur ein einziges Ereignis erfüllte alle fünf Kriterien – jene totale Sonnenfinsternis, die am 16. April 1178 v. Chr. den Himmel über Ithaka verdunkelte. An eben diesem Tag dürfte sich Odysseus nach Homers Epos an den Freiern gerächt haben – sofern sich die Wissenschaftler nicht von seiner bildhafter Sprache täuschen ließen.
Christoph Marty
Zwischen diesen Zeilen glauben manche, die Beschreibung einer totalen Sonnenfinsternis herauslesen zu können, doch ist diese Interpretation sehr umstritten. Forscher um Constantino Baizoukis von der Rockefeller Universität in New York durchforsteten die Odyssee deshalb nach weiteren astronomischen Hinweisen – und wurden fündig: So erschien etwa vor der Abreise Odysseus’ von der Insel Ogygia der Götterbote Hermes, um eine Botschaft zu übermitteln und wieder kehrt zu machen – womöglich eine versteckte Anspielung auf die Bewegungen des Planeten Merkur? Dem Philosophen Platon war der Himmelskörper jedenfalls als "Stern des Hermes" bekannt. Unklar ist allerdings, ob bereits Homer von diesem Namen wusste.
Andere Passagen sind eindeutiger: Beim Aufbruch von Ogygia gibt die Nymphe Kalypso Odysseus den Rat, sich am Siebengestirn und dem Sternbild Bärenhüter zu orientieren. Einige Tage später erblickt der König dann die hoch stehende Venus am Firmament und in der Nacht vor der Ermordung der Freier beschreibt Homer in seinem Epos Neumond über Ithaka – Voraussetzung für eine totale Sonnenfinsternis.
Da diese aufeinander folgende Konstellation astronomischer Begebenheiten sehr selten ist, prüften die Forscher, ob sie zur Zeit der historischen Ereignisse überhaupt auftrat, wobei sie sich am Fall Trojas orientierten. Aus historischen Quellen und heutigen archäologischen Kenntnissen ergab sich ein Zeitfenster von 135 Jahren. Nur ein einziges Ereignis erfüllte alle fünf Kriterien – jene totale Sonnenfinsternis, die am 16. April 1178 v. Chr. den Himmel über Ithaka verdunkelte. An eben diesem Tag dürfte sich Odysseus nach Homers Epos an den Freiern gerächt haben – sofern sich die Wissenschaftler nicht von seiner bildhafter Sprache täuschen ließen.
Christoph Marty
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