Bienensterben: Schwebfliegen könnten Bienenkrankheiten verbreiten
Nur uneingeweihte und flüchtig hinblickende Menschen verwechseln sie gelegentlich mit Bienen oder Wespen: Schwebfliegen haben zwei statt vier Flügel und fliegen und summen auf ganz eigene Weise. Einige sind aber immerhin tatsächlich zur Tarnung mit gelb-schwarzen Warnfarben geringelt. Und zur Überraschung von Emily Bailes von der Royal Holloway University of London und ihren Kollegen nehmen es auch Krankheitserreger von Bienen manchmal nicht so genau und springen auf Schwebfliegen über, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Das könnte sogar ein bisher unterschätztes ökologisches Phänomen sein, schreiben Bailes und Co in den "Biology Letters": Schwebfliegen fliegen viel längere Strecken als Bienen und verbreiten Viren demnach schneller und deutlich weiter als bisher vermutet.
Das Team hatte Schwebfliegen untersucht, die es im Freiland nahe Oxford gesammelt hatte. Dabei zeigte sich, dass gerade die Schwebfliege der Gattung Eristalis – die sich äußerlich als Biene tarnt und die Lebensweise der Nektarsammler teilt – auch typische Bienenviren trägt. Die Wissenschaftler fanden in verschiedenen Tieren das Black Queen Cell Virus (BQCV), das Sackbrut-Virus und das Flügeldeformationsvirus (DWV-B), die alle auch für das in den letzten Jahren grassierende Bienensterben mitverantwortlich gemacht werden. Offensichtlich sammeln die Schwebfliegen die Viren auf, wenn sie sich mit infizierten Bienen Blüten als Nahrungsspender teilen.
Unklar ist den Forschern noch, ob die Viren sich wirklich in den Schwebfliegen vermehren oder von ihnen nur beim Pollensammeln passiv aufgesammelt werden. Tests dazu ergaben widersprüchliche Ergebnisse: Die Virenmengen an den Schwebfliegen waren so hoch wie an erkrankten Bienen; genetische Minusstrang-Zwischenstufen der Plusstrang-RNA-Viren, die auf eine Vermehrung in den Zellen der Schwebfliegen hindeuten würden, wurden aber nicht gefunden. In jedem Fall könnten die Schwebfliegen Viren jedoch über große Distanzen von Blume zu Blume transportieren – und dabei viel schneller Krankheiten von Bienenvolk zu Bienenvolk tragen, warnen die Forscher. Tatsächlich sind Schwebfliegen sogar bekannt für eine Langstreckenmigration. Das könnte erklären, warum Bienenkrankheiten sich schwer lokal begrenzen lassen.
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