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Klimageschichte: Schwere Dürre machte dem Islam den Weg frei

Die letzte vorislamische Macht in Südarabien, das Himyar-Reich, zerfiel wohl auch, weil der Regen ausblieb. Danach konnte sich niemand der Ausbreitung des Islams widersetzen.
Eine Steintafel mit altsüdarabischer Schrift.
Diese Steintafel mit sabäischer Schrift stammt etwa aus den Jahren 230 bis 240 - kurz vor dem Höhepunkt der Macht und Ausdehnung von Himyar. Der Text beschreibt unter anderem einen Krieg zwischen Himyar und dem benachbarten Königreich Saba.

Eine lange Trockenphase in Südarabien während des 6. Jahrhunderts trug vermutlich zu der gesellschaftlichen und politischen Instabilität bei, aus der später der Islam hervorging. Zu diesem Schluss kommt eine Arbeitsgruppe um Dominik Fleitmann von der Universität Basel anhand von Klimadaten, die auf eine beispiellose Trockenphase hindeuten. Wie das Team in der Fachzeitschrift »Science« berichtet, war die Dürre im Zeitraum von etwa 500 bis 530 am heftigsten. Die Klimakatastrophe fällt damit genau mit dem Niedergang des Regionalreiches von Himyar zusammen, der dem Aufstieg des Islams in der Region vorausging.

Für die Analyse kombinierte die Arbeitsgruppe Niederschlagsdaten von mehreren Orten im Nahen Osten mit neuen Wachstumsraten und Isotopendaten aus Stalagmiten, die in der Hoti-Höhle im Nordoman heranwuchsen. Bisher fehlten solche Daten über Niederschlagsschwankungen in Südarabien. Kombiniert zeigen die Indizien, dass dort ab etwa dem Jahr 480 Winter- und Frühjahrsregenfälle deutlich nachließen. Gleichzeitig nahmen die Regenmengen in Anatolien deutlich zu. Das deutet nach Ansicht der Arbeitsgruppe darauf hin, dass sich die Regen bringenden Stürme nach Norden verlagerten und an Himyar vorbeizogen.

Das mächtige jüdische Königreich war im 1. Jahrhundert v. Chr. an der Südwestecke der Arabischen Halbinsel nahe dem heutigen Aden entstanden. Auf dem Höhepunkt seiner Macht nach 270 n. Chr. beherrschte es große Teile des heutigen Jemen sowie Regionen im Oman und Saudi-Arabien – darunter das biblische Königreich Saba. Zu Beginn des 6. Jahrhunderts allerdings erlebte es einen rapiden Niedergang; im Jahr 525 schließlich eroberte das benachbarte Reich Aksum Himyar und setzte einen Marionettenkönig ein.

Die Arbeitsgruppe um den Paläoklimatologen Fleitmann argumentiert, dass die Dürre einen Teufelskreis aus niedrigen Erträgen und politischer Instabilität in Gang setzte, für den Himyar besonders anfällig war. Die Landwirtschaft des Königreichs basierte auf Terrassenfeldern und Dämmen, die Regenwasser sammelten und speicherten, aber auch erhebliche Organisation und Aufwand erforderten. Demnach schwächten niedrige Erträge die Zentralgewalt, Konflikte um Wasser verschärften sich und die Bauwerke konnten nicht mehr in Stand gehalten werden – was die Situation noch verschlimmerte.

Nach dem Ende von Himyar bildete sich auf der Arabischen Halbinsel über Jahrzehnte keine zentrale Autorität mehr heraus. Das womöglich auch, weil Byzanz und das Sassanidenreich in der Region ihre jeweiligen Klientenstaaten stützten, aber beide vom Krieg gegeneinander zu geschwächt waren, um in Arabien ordnend einzugreifen. Dadurch hatte, wie die Gruppe um Fleitmann in der Veröffentlichung schreibt, die frühe islamische Führungsschicht das Feld für sich, was die Fähigkeit zu größeren militärischen Kampagnen betraf.

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