Schwere psychische Störungen: Allein leben hilft beim Gesundwerden
Menschen mit besonders schweren psychischen Erkrankungen, etwa gravierender Depression oder Psychose, werden häufig in institutioneller Umgebung untergebracht. Dabei würden viele von ihnen es bevorzugen, in den eigenen vier Wänden zu leben und dort Unterstützung zu erhalten. Dieses Modell untersuchten nun Fachleute der Universitäten Bern und Zürich.
Das Team um Christine Adamus begleitete 83 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über zwei Jahre hinweg. Eine psychotische oder schizophrene Erkrankung sowie affektive Störungen waren die häufigsten Diagnosen. Die meisten Probanden hatten Erfahrung mit dem Wohnen in Rehabilitationseinrichtungen und lebten von Invalidenversicherung oder Sozialhilfe.
52 Teilnehmer wohnten während des Studienzeitraums in institutionellen Einrichtungen, Wohngruppen oder bei Gastfamilien. Die restlichen 31 Patienten fanden mit Unterstützung des Psychiatrischen Dienstes eigene Wohnungen, hatten jedoch Kontakt zu einer zugewiesenen Betreuerin oder einem Betreuer.
Die Lebensqualität stieg in beiden Wohnformen an. Wer allein lebte, wies nach zwei Jahren jedoch geringere psychische Symptome auf, berichtete von größerer sozialer Unterstützung und musste seltener akut psychiatrisch behandelt werden. Dabei verursachte das individuelle Wohnen nur rund die Hälfte der Kosten. Wenn es der Präferenz der Betroffenen entspricht, solle man daher versuchen, ihnen das Leben in einer eigenen Wohnung zu ermöglichen, schreiben die Autoren.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.