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Evolution: Schwerhörige Blindfische

Amblyopsidae

Tief unter der Erde in völliger Dunkelheit nützen auch die besten Augen nichts, weshalb sie sich im Lauf der Evolution bei Höhlenbewohnern zurückgebildet haben. Dafür prägten sich andere Sinnesorgane umso besser aus. Blindfische (Amblyopsidae) leben in Höhlen im Süden und Osten der USA, wo sie sich an das Leben in der Dunkelheit angepasst haben: Ihre Augen sind nur noch rudimentär vorhanden. Nun haben Forscher um Matthew Niemiller von der Yale University in New Haven herausgefunden, dass auch das Hörvermögen der Blindfische deutlich eingeschränkt ist. Sie verglichen dazu die beiden in tief gelegenen Unterwasserhöhlen lebenden Arten Amblyopsis spelaea und Typhlichthys subterraneus mit den in oberirdischen Gewässern heimischen Forbesichthys agassizii, die alle zur Familie der Amblyopsidae gehören.

Amblyopsidae | Typhlichthys subterraneus

Dazu leiteten sie mit Elektroden an der Schädeloberfläche der Tiere elektrische Spannungsveränderungen ab, die immer dann auftreten, wenn die Fische einen akustischen Reiz wahrnehmen: die so genannten akustisch evozierten Potenziale (AEPs). Im unteren Frequenzbereich konnten alle drei Blindfischarten gleich gut hören. Jenseits der 800 Hertz vernahmen die Amblyopsidae aus der Höhle jedoch offenbar nichts. Ihre oberirdisch lebenden Verwandten konnten dagegen auch Töne im Frequenzspektrum von 800 bis 2000 Hertz wahrnehmen. Dazu passte, dass die Höhlenbewohner auch eine geringere Dichte der Haarsinneszellen in ihrem Hörorgan aufwiesen.

Vermutlich handelt es sich beim eingeschränkten Hörspektrum der Blindfische um eine Anpassung an ihren geräuschvollen Lebensraum. Wie die Forscher feststellten, herrscht in Unterwasserhöhlen ein ständiger Lärm, der durch unterirdische Wasserströme erzeugt wird. Diese Geräusche sind im Frequenzbereich um 1000 Hertz am intensivsten. Aus evolutionärer Sicht könnte es daher sinnvoll gewesen sein, dieses laute Hintergrundrauschen einfach auszublenden. In oberirdischen Gewässern treten dagegen hochfrequente Laute weniger stark auf, weshalb Forbesichthys agassizii diese Frequenzen noch hören kann. Zur Orientierung sind die Blindfische jedenfalls weder aufs Hören noch aufs Sehen angewiesen – sie besitzen auf Kopf, Rumpf und Schwanz aufgereihte Tastsinnesorgane, die Strömungen und Druckänderungen des Wassers erfassen.

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