Schwermetalle: Half Quecksilber beim Massenaussterben?
Quecksilber, heute einer von vielen in der Umwelt verteilten Giftstoffen, könnte einst eine wichtige Rolle beim Weltuntergang gespielt haben. Anhand von geschädigten Farnsporen in Ablagerungen kommt eine Arbeitsgruppe um Sofie Lindström vom Geologischen Dienst von Dänemark und Grönland nun zu dem Schluss, das hochgiftige Schwermetall sei an einem der großen Massenaussterben vor etwa 200 Millionen Jahren beteiligt gewesen. Wie das Team in »Science Advances« berichtet, fand es in Sedimentproben aus Dänemark und Norddeutschland mehrere Abschnitte mit um ein Vielfaches erhöhten Quecksilberkonzentrationen. Diese fallen jeweils mit Kohlenstoffisotopen-Anomalien zusammen, die bei dramatischen Krisen der Biosphäre entstehen.
Bei diesem Ereignis, das die Grenze zwischen den Erdzeitaltern Trias und Jura markiert, starb etwa ein Drittel aller Tiergruppen im Meer aus; dazu diverse große Wirbeltiergruppen an Land, darunter große Amphibien und fast alle Krokodilverwandten. Eigentliche Ursache des Massenaussterbens waren gigantische Vulkanausbrüche, als der Superkontinent Pangäa auseinanderbrach – das freigesetzte Kohlendioxid verursachte einen dramatischen Klimawandel, der die Welt der Trias untergehen ließ. Normalerweise gelten die hohen Quecksilberkonzentrationen an dieser Zeitenwende lediglich als Zeugnisse dieser Ausbrüche, doch Lindström und ihre Arbeitsgruppe fanden außerdem enorme Mengen deformierte Farnsporen in den Ablagerungen – ein Indiz für Einflüsse, die das Erbgut schädigten.
Zufällig tut Quecksilber genau das: Wie die Arbeitsgruppe anmerkt, ist es das am stärksten erbgutschädigende Element im Periodensystem. Dieses Zusammentreffen lege einen für dieses Massenaussterben charakteristischen Zusammenhang nahe, zumal beim Weltuntergang 50 Millionen Jahre zuvor am Beginn der Trias keine vergleichbaren Mengen mutierte Sporen gefunden worden seien. Allerdings warnt die Forscherin vor zu weit reichenden Schlüssen: Quecksilber sei wohl ein Faktor von mehreren gewesen. Möglicherweise schwächte das Metall besonders große Raubtiere. Quecksilber reichert sich in der Nahrungskette an, man sieht heutzutage hohe Konzentrationen zum Beispiel in Raubfischen wie Tunfisch. Es stammt jedoch nicht aus Vulkanen.
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