Kampf der Giganten: Schwertwale haben es auf Haiorgane abgesehen
Seit Ende Mai 2017 geht etwas Mysteriöses an der Küste von Fraanskral in Südafrika vor: Insgesamt vier Kadaver von Weißen Haien wurden seitdem an den Strand gespült – deren Leber präzise entfernt worden war. In zwei Fällen fehlten zudem die Herzen der Raubfische, und dem letzten der Opfer wurden auch der Magen und die Hoden weggefressen. Das zeigte eine Autopsie durch die Biologin Alison Towner vom Dyer Island Conservation Trust. Der Kadaver war 4,1 Meter lang, doch wurde auch schon ein knapp fünf Meter langes Weibchen Opfer einer derartigen Attacke – es war der bislang größte Weiße Hai, der in Südafrika seziert wurde. Was attackiert in dieser Region Weiße Haie, die hier eigentlich an der Spitze der Nahrungskette stehen?
Anhand der Bisswunden schlossen Towner und Co schnell, dass es sich bei den Angreifern um Schwertwale handeln musste. Tatsächlich konnte ein Tourboot von Marine Dynamics ein paar Schwertwale beobachten, die auf See patrouillierten, bevor sie flohen. Marine Dynamics bietet Fahrten zum Käfigtauchen an, bei denen Touristen Weiße Haie aus nächster Nähe beobachten können. Das Geschäft wird allerdings durch die Wale erschwert, wegen denen die Haie sich aus dem Gebiet zurückgezogen hätten, so die Veranstalter.
Schertwale gelten als versierte Jäger, die auch auf größere Beute wie Grauwale Jagd machen. Dass sie Weiße Haie erlegen, ist dennoch ungewöhnlich, da sich diese mit ihrem veritablen Gebiss durchaus verteidigen können. Orcas jagen jedoch im Team und können auf diese Weise das Risiko für Verletzungen minimieren, da sie dadurch ihrer Beute überlegen sind. Attacken auf Weiße Haie sind auch aus anderen Meeren bekannt und wurden sogar schon gefilmt. Unklar ist allerdings, warum die Wale es nur auf die Organe abgesehen haben und nicht auch den Rest der Beute fressen. Zuvor war bereits beobachtet worden, dass Schwertwale von erbeuteten Walkälbern nur die Zunge fraßen und den Rest verschmähten. Beim selektiven Verzehr könnten sie es vielleicht auf relativ leicht erreichbare, besonders energiereiche Teile des Opfers abgesehen haben. Da die Jagd auf agile Haie allerdings kräftezehrend ist, bleibt fraglich, warum sie dennoch nicht auch den Rest als Zusatzkost zu sich nehmen.
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