News: Science-Top-Ten des Jahres 2001Die folgenden Plätze
Lange Zeit hielt man RNA-Moleküle schlicht für Transportvehikel von Informationen oder Aminosäuren. Dann jedoch entdeckten Forscher, dass RNA-Moleküle in dem Fadenwurm Caenorhabditis elegans auch Gene abschalten können – ein Prozess, der als RNA-Interferenz bezeichnet wird. Dieses Jahr nun fanden Wissenschaftler heraus, dass RNA-Interferenz auch bei Mäusen und Menschen auftritt. Weiterhin stellten Forscher fest, dass die RNA selbst wie ein Enzym wirken kann, indem sie einzelne Bausteine der Boten-RNA schneidet. Diese Ergebnisse weckte erneut das Interesse an der Vermutung, dass es eine "RNA-Welt" gab, bevor die DNA entstand.
Neue Detailaufnahmen von Ribosomen
Gene gezielt abschalten
Solares Mysterium gelöst
Dieses Jahr gelang es Forschern, ein altes Rätsel zu lösen: Sie entdeckten die lang gesuchten Sonnen-Neutrinos. Denn laut Berechnungen sollten deutlich mehr dieser Teilchen auf die Erde prasseln, als tatsächlich nachgewiesen werden. Im Juni spürten Wissenschaftler am Sudbury Neutrino Observatory die Teilchen nun tatsächlich auf und konnten auch erklären, warum diese bisher scheinbar durch Abwesenheit glänzten: Sie verändern auf dem Weg zur Erde ihre Familienzugehörigkeit.
Rätselhaftes Genom
Der Spitzenreiter des vergangenen Jahres hat auch 2001 noch für zahlreiche Diskussionen und vor allem Verblüffung gesorgt. Denn als die Sequenz des menschlichen Genoms veröffentlicht wurde, stellte sich heraus, dass wir womöglich nur 35 000 Gene besitzen – nicht einmal doppelt so viele wie der einen Millimeter lange Fadenwurm Caenorhabditis elegans. Folgende Arbeiten schraubten die Zahl zwar wieder in die Höhe, doch scheint die genetische Vielfalt trotz allem geringer als gedacht. Und die Entzifferung des Genoms machte beim Menschen nicht halt: Inzwischen ist von mehr als 60 weiteren Organismen die Buchstabenfolge des Erbguts bekannt.
Spezial: Von Genen zur Heilung
Spezial: Der Schlüssel der Menschheit
Heiße Ergebnisse bei Supraleitern
Widerstandsfreier Ladungstransport ist ein verheißungsvolles Ziel. Leider gelingt dies mit "normalen" Supraleitern nur bei recht tiefen Temperaturen. Doch Forscher konnten die frostigen Verhältnisse verlassen und immer weiter in wärmere Regionen vordringen. So stellte sich dieses Jahr heraus, dass Magnesiumdiborid schon bei 39 Kelvin supraleitend wird. Und im März konnten auch die theoretischen Fragen geklärt werden, ob sich die Substanz dabei eher wie ein Metall oder eine Keramik verhält. Auch Fullerene sorgten als Supraleiter für Überraschung. Schon länger ist bekannt, dass die C60-Moleküle ihren Widerstand bei 18 Kelvin verlieren, wenn sie mit einigen Alkalimetallen gespickt werden. Dieses Jahr konnten Forscher die Übergangstemperatur zunächst auf 52 Kelvin, dann sogar auf 117 Kelvin hochschrauben.
Temperaturrekord bei metallischen Supraleitern
Elektronen und Atome schwingen im Takt
Nerven finden den Weg
Mehrere Studien dieses Jahr deckten auf, wie Axone im sich entwickelnden Embryo ihren Zielort finden. Sie stellten fest, wie konkurrierende Signale am Wachstumskegel verarbeitet werden, um die richtige Richtung zu weisen.
Gene für neue Fortsätze
Spannung ist gut für die Nerven
Kleine Kugeln mit großer Wirkung
Angespornte Axone
Klima in Zahlen
Im Januar 2001 gab das Intergovernmental Panel on Climate Change der Vereinten Nationen offiziell bekannt, dass "der größte Anteil der beobachteten Erwärmung in den letzten 50 Jahren wahrscheinlich auf eine Erhöhung der Treibhausgase zurückzuführen ist". Immer bessere Computersimulationen und umfangreichere Daten hatten schließlich gezeigt, dass selbst eine Kombination von Vulkanausbrüchen, Sonnenflackern und den natürlichen Klimaschwankungen die um 0,6 Grad Celsius wärmeren Durchschnittstemperaturen des letzten Jahrhunderts nicht erklären können.
Kampf gegen Krebs
Das Jahr 2001 brachte eine ganze Reihe neuer, vielversprechender Behandlungsmethoden gegen Krebs. Stellvertretend dafür steht das Medikament Glivec, das gegen chronische myeloische Leukämie wirkt, und zwar direkt an der biochemischen Ursache der Krankheit – ein fehlerhaftes Enzym, das aufgrund einer genetischen Veränderung entstanden ist. Solche wachstumsregulierenden Enzyme sind ein begehrtes Ziel der neuen Krebsmittel.
Neues aus der Kälte
Von Albert Einstein vorhergesagt, gelang es 1995 zum ersten Mal, ein so genanntes Bose-Einstein-Kondensat herzustellen: Eine Sammlung unterkühlter Atome, die kurzfristig ihre Eigenständigkeit verlieren und alle dieselben physikalischen Eigenschaften aufweisen – ein "Superatom". Die Entdecker des Phänomens erhielten dieses Jahr sogar den Nobelpreis für ihre Arbeit. Im März stellten Forscher Bose-Einstein-Kondensate aus metastabilem Helium her, und Kollegen konnten ein Gemisch von Lithium-Isotopen so weit abkühlen, dass auch dies ein Bose-Einstein-Kondensat bildete. Außerdem entwickelten Forscher neue Manipulierungsmöglichkeiten: Sie beobachteten eine Art atomare Supernova – eine "Bosenova" –, als Teile des Atomgases kollabierten. Mithilfe von Lasern gelang es zudem, ein Bose-Einstein-Kondensat allein mit Licht, ohne Magnetfeld, herzustellen.
Quanten-Mischmasch
Spurlos verschwunden
Physik-Nobelpreis: Manifestation eines Superatoms
Kohlenstoff – wie groß ist der Speicher?
Der Konflikt über die Rolle von amerikanischen Wäldern und Feldern als Kohlenstoffspeicher ist gelöst: Sie wirken als Senke, jedoch nicht in dem Umfang wie früher berechnet. Insgesamt speichert die Vegetation etwa 0,5 Petagramm pro Jahr, was in etwa einem Drittel der derzeitigen Kohlendioxidemissionen der USA entspricht.
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